Warum zur Möwe muss man unbedingt immer und stets die Möglichkeit haben, allerschnellstens und ohne Zeitverlust alles mögliche Zeug kaufen zu können?
Holger von lerigau.de
Auch wenn der Artikel von Holger leicht reaktionär war, auf dieser Frage kaue ich nun schon eine ganze Zeit herum. Also auf das, was die Frage impliziert.
Denn durch den ständigen Konsum und der allgegenwärtigen Verfügbarkeit von Dingen nehmen wir uns ganz viel. Denn nichts ist mehr besonders. Alles ist Austauschbar. Jederzeit. Und noch schlimmer ist, dass diese allgegenwärtige Verfügbarkeit der Gesellschaft im ganzen richtig teuer zu stehen kommt. Und damit ist es sicher ein Teil der großen Probleme unserer Zeit. Ein Problem, das ich vielleicht für mich lösen muss. Da ist noch nicht der letzte Gedanke zu gedacht.
Ich bin in Remels aufgewachsen. Einem Dorf in der ostfriesischen Gemeinde Uplengen. 30 Autobahn-Minuten von Oldenburg entfernt. Ende der 80iger / Anfang der 90iger gab es dort einen Aldi und einen Combi (sowas wie Edeka oder ReWe aber Teil der Bünting Gruppe). Außerdem war eigentlich alles an Einzelhandel vor Ort, was man so benötigte. Textilien, Räder, TV-Geräte, Möbel etc pp. Wenn man darüber nachdenkt, war wirklich alles vorhanden. Natürlich nicht in der Vielfalt, die es heute gibt. Und das eine oder andere vielleicht etwas teurer als in Oldenburg. Und vor allem bei Möbeln war die Auswahl doch stark eingeschränkt. Vor allem was bezahlbare Möbel angeht.
Als meine Eltern Anfang der 90iger ein Haus bauten in dem meine Schwester und ich das ganze Obergeschoss für uns hatten (jeweils 20qm große Zimmer) beschlossen wir das auch die Einrichtung komplett neu sein sollte. Unser Vater war vor einigen Jahren gestorben und wir hatten etwas geerbt. Ein Teil davon wollten wir für Möbel ausgeben.
Dazu wollten wir zu Ikea. Ikea gab es damals nur in Bremen Stuhr. Mit Anhänger gut 1,5 Stunden fahrt (eine Strecke). Das musste also alles gut geplant sein. Wir hatten einen Katalog besorgt und angekreuzt, was wir haben wollten. Der Mann meiner ältesten Schwester wurde eingebunden. Er musste einen Anhänger besorgen und uns fahren. Unser Stiefvater stand jeden Tag nach Feierabend oder vor Schichtbeginn auf der Baustelle. Der hatte keine Zeit. Der Schwager besorgte auch einen Anhänger. Und ein Termin wurde vereinbart.
Und dann ging es irgendwann los. Der Einkaufszettel war lang. Vor allem mussten wir noch für andere Dinge mitbringen. Wenn man schonmal da ist, kann ja jeder noch was gebrauchen.
Wir standen im Stau, sind ca. 3 Stunden durch den Laden gelaufen und hatten mehrere Einkaufswagen voll mit Dingen. Wir sind wirklich viel Geld los geworden und der Hotdog hätte sicher wirklich gutgetan. Aber wir sparten uns das Geld und futterten ein Butterbrot, während der Schwager die Kartons in den Anhänger einlud.
Dann ging es wieder in die Heimat und zum neuen Haus. Erstmal alles dort verstauen. Auf der Baustelle. Aber es ging. Nach einem „ganzen“ Tag waren wir wieder zu Hause und freuten uns über unsere neue Einrichtung.
Seitdem ich in Oldenburg lebe und auch Oldenburg ein Ikea hat, bin ich viele viele male dort gewesen. Daran erinnern kann ich mich aber nicht. Ein Geschäft von vielen.