Retter in der Not

Alles was schlecht ist, ab zum Support. So einfach ist das. Und wenn der Kundendienst dann nicht entsprechend reagiert, wird dieser auch noch in den Dreck gezogen. Das ist einfach so. Liegt wohl in der Natur der Sache.

Dickes Fell und Sachlichkeit bewahren hilft da weiter. Um dem etwas zu entgehen, hab ich mich beruflich dahin entwickelt, dass ich meinen Kundenberater-Kollegen zu arbeiten kann und mit Rat und weniger Tat zur Seite stehe. Es steht mir aber natürlich frei, Kunden direkt zu kontaktieren und Sachen zu klären. Manchmal mache ich das dann auch.

So wie die Tage. Eine Kundin wollte ihr Joomla auf den neuesten Stand bringen (Sicherheit und so) und dazu war eine aktuelle PHP Version notwendig. Daher haben wir die Kundin auf Ihren Wunsch hin auf unsere neue Plattform gehoben. Da gibt es PHP 5.6 oder wahlweise PHP 7. Joomla war auch vollkommen zufrieden und die Kundin im ersten Moment auch.

Solange, bis sich Mitarbeiter der Kundin gemeldet haben, die auf eine Zeiterfassung und Abrechnungssystem nicht mehr zugreifen konnten. Diese ist nämlich eine PHP basierte Webanwendung, die in einem Unterverzeichnis des Hostings liegt. Und statt der Login-Maske erschien nur noch eine weiße Seite.

Die Kundin meldet sich also erneut bei dem Kollegen, der die Umstellung gemacht hat und war ziemlich aufgelöst. Katastrophe für das ganze Geschäft. Der Wunsch war, wieder zurückgestellt zu werden auf die alte Plattform. Mit diesem Wunsch kam der Kollege dann auf mich zu.

Ich weiß, dass eine Rückstellung zwar technisch möglich ist, nur prozessiert haben wir einen solchen Fall nicht. Daher hab ich die Kundin erst mal kontaktiert und nach mehr Details gefragt. Nebenbei hab ich dann auch versucht, den Fehler zu finden. Da es aber keinerlei Fehlermeldungen gab und auch im Log nichts stand, war es mir ein Rätsel. Auch die bisher bekannten Ursachen beim Umstellen der PHP-Version fanden hier keine Anwendung.

Die Kundin erläuterte mir dann im Telefonat, dass Sie bereits mit dem Entwickler der Software gesprochen hätte. Der wäre sich nicht sicher, ob die Software mit PHP 5.6 überhaupt funktioniere und müsste das dann irgendwann nachziehen. Eine missliche Lage, aus der ich die Kundin gerne befreien wollte.

Also bin ich erst mal auf „meine“ Entwickler zugegangen, mit der bitte das ganze rückgängig zu machen. Parallel dachte ich noch über alternative Lösungswege nach. Z. B. könnte ich eine Homepage aus meinem Testfundus nutzen und dort den ganzen Kram zwischen parken. Da ich mir aufgrund fehlender Prozesse wenig Chancen auf eine zeitnahe Lösung ausmalte, wollte ich dieses Worst-Case-Alternative schon mal vorbereiten.

Software auf meinem Webspace kopiert und über meine URL aufgerufen. Booom, wieder auf der Weißen Seite der Kundin. Die URL ist in der Software fest konfiguriert. Also auf die Suche nach der passenden Konfigurationsdatei gemacht und gefunden. Und als ich grade die URL anpassen wollte, viel mir auf, dass auch ein absoluter Pfad hinterlegt war. Der Pfad lautete

home/www/ordername

Auf der neuen Plattform ist das Root Verzeichnis aber

home/www/public_html/

und das ergänzte ich dann auch in der Konfigurationsdatei bei der Kundin. Ich klingele dann durch, und bat darum, doch einmal das Login zu testen. Die Kundin war mehr als erfreut. Laut Ihrer Schilderung bangte sie nämlich bereits um Ihren Job. Es wäre wohl schade, ein 18 Jahre bestehendes Angestelltenverhältnis aufzulösen.

Na ja, ich ließ mir die Lobhudelei noch etwas gefallen und freute mich mit der Kundin.

Ich muss aber ehrlich sein. Hätte die Kundin beim ersten Kontakt auf „Scheiß-Telekom, Ihr seid an allem Schuld“-Modus geschaltet, hätte ich mir vermutlich nicht soooo viel Mühe gegeben. Keine Ahnung, was das über mich aussagt. Vielleicht bin ich doch nicht so ein netter Mensch, wie ich eigentlich dachte.