In der zweiten Klasse machen sich die Kiddies tatsächlich schon Gedanken darüber, auf welche Schule man nach der vierten Wechseln wird. Sicherlich hängt das mit dem Ehrgeiz und der Sorge einiger Eltern zusammen. Dennoch fragte mein Sohn mich, auf welche Schule er denn später gehen würde. „Kommt auf dich an“ war meine Antwort.
Natürlich totales Unverständnis. Wir haben einen ganz anderen Ansatz als die meisten Eltern. Wir möchten das unser Sohn eine einigermaßen gute Zeit hat. Er muss halt soviel Leistung zeigen das er gut im Unterricht mit kommt und im gesamten einen glücklichen Eindruck macht. Mehr nicht. Alles andere zeigt sich dann, wenn es soweit ist. Kein Stress. Warum? Was haben wir und unserer Eltern Stress gemacht, wegen guter Noten und gutem Abschluss. Gebracht hat es am Ende nichts. Aber darum soll es hier gar nicht gehen.
Auf Grund dieser Einstellung haben wir mit dem Söhnchen nie über Schulleistungen und dem großen Warum gesprochen.
Schule ist pflicht, mach das beste raus.
Jetzt musste ich ihm erklären, das für weiterführende Schulen entsprechend gute Noten vorhanden sein müssen und das für viele gute Jobs eben ein guter Schulabschluss notwendig ist. Er entschied das er Anwalt werden möchte und deswegen jetzt mehr lernen müsste. Umgesetzt hat er das wahrlich nicht … aber gut.
Ich frage dann warum Anwalt. Es war eine reine finanzielle Entscheidung. Er hat gehört das man da ganz gut verdient. Tja und jetzt wird die missliche Lage noch viel schlimmer.
Viele Menschen suchen einen Beruf der Ihnen das finanzielle Auskommen sichert um die Freizeit zu finanzieren. So ist die Hoffnung das eine erfüllte Freizeit die Folgen eines ungeliebten Jobs ausgleichen würden. Klappt aber nicht.
Weil je nach persönlichem Geschick gehen für einen Arbeitstag zwischen 10 und 11 Stunden am Tag flöten (selten unter 9 Stunden). Ich spreche von Vollzeitjobs. Das ist mehr als ein drittel des Tages. Dazu kommen 8-9 Stunden Schlaf. Der Rest ist Freizeit. In dieser Freizeit macht man aber ja noch so Sachen wie Haus und Garten pflegen, unliebsame Arztbesuch etc pp. Zeit die man wirklich für sich hat, ist daher eng bemessen. Vielleicht 2-3 Stunden am Tag.
Merkst du was? Das Verhältnis stimmt hinten und vorne nicht.
Der Beruf muss auch Berufung sein, sonst führt man ein zum Teil unglückliches und frustriertes Leben.
Sicher ein Grund für die vielen vielen psychischen Erkrankungen die unsere Moderne Gesellschaft erleidet.
Mein Sohn soll sich also keine Job wegen der Kohle aussuchen.
Andererseits will ich aber auch nicht das er nur rum lungert und dem Staat und mir auf der Tasche liegt. Und Enkel möchte ich ja auch haben. Was sag ich also, wenn mein Sohn sagt er möchte wegen der Kohle Anwalt werden. Erstmal nüscht. Ich freue mich wenn er sich aus eigenen Stücken anstrengt und wenn er später eben doch Tischler wird, dann ist es ja auch gut.
Am Ende kann man wohl froh sein, wenn der Junge mit 18 überhaupt eine Idee davon hat, was er aus seinem Leben machen möchte. Nur am Rande: All diese Entscheidungen und Überlegungen wären hinfällig, gäbe es ein Bedingungsloses Grundeinkommen. Mein Sohn könnte machen was und wie er es wollte. Sich ausprobieren und suchen und wäre dabei auch noch vollkommen unabhängig.
Eine Antwort zu „Berufswahl“
[…] 4 Jahren wollte mein Sohn noch Anwalt werden. Aktuell ist eine Koch-Ausbildung sein Ziel. Faul und Lustlos wie er ist, […]