Frühstück in die Vergangenheit | 0019 / 2021-04-10

Während meiner Grundschulzeit war ich mit den Otto-Jungs befreundet. Familie Otto hatte eine Bauerei. Wie in Ostfriesland häufig der Fall, war der Betrieb ein Zu-Brot. Vater ging noch einem regulären Job nach. Mutter und Opa machten die täglichen Arbeiten und nach Feierabend musste Vater auch auf m Hof schuften. Die Kids wurden auch eingebunden, wo es nur ging. So war das halt.

Wir spielten auf dem Heu-Boden als wir eine Katze mit ihren Babys entdeckten. Die Brüder wurden ganz leise. Es wurde nur noch geflüstert und ich bekam die Anweisung nichts von den Katzenbabys zu erzählen. Am nächsten Tag waren Katzenbaby weg. Opa hatte diese entdeckt, runtergebracht und mit dem Kopf an die Stallwand erlegt. So war das halt.

Katzen auf dem Hof waren Nutztiere. Die Aufgabe war es Mäuse zu fangen. Die Katzen wurden nicht kastriert, kostet ja Geld. Aber es durfte halt auch nicht zu viele Katzen auf dem Hof geben, weil dann gehen die in die benachbarten Wohngebiete und überhaupt. Also löste man das Problem effektiv und kostengünstig. So war das halt.

Ich lernte daraus: Ein Tier wird zum Objekt, wenn man Teil des Lebensunterhalts ist und nicht Teil der Unterhaltung. Und diese Erkenntnis lässt sich auf jeden Bereich im Leben übertragen.

Mit Anfang 20ig hatte ich einen Kollegen, der Vegetarier war (und vermutlich noch ist). Ich hab das erst erfahren als er mal bei mir zu Besuch war und ich ihm was zu essen angeboten hatte. Ich fragte nach dem warum und erhielt die Antwort: Ich möchte nicht Teil der tötungsmaschinerie Massentierhaltung sein. Er versuchte mich nicht zu bekehren oder zu überzeugen. Er hatte für sich eine Entscheidung getroffen und diese umgesetzt. Das hat mich Nachhaltig beeindruckt.

An diese beiden Geschichten musste ich denken, als ich am Frühstücktisch mit einer Freundin diskutieren musste. Sie empfahl uns eindringlich eine Netflix-Doku zum Thema Fischfang anzuschauen. Sie nutzte dafür sehr Clickbait verdächtige Phrasen. DAS MÜSST IHR SEHEN. Und das triggert mich ungemein. Natürlich wurde ich vollkommen falsch verstanden. Und ja, ich wurde leicht säuerlich.

Ich kann es nämlich nicht ab, wenn Menschen eine Erkenntnis haben und diese als absolute und endgültige Wahrheit verkaufen und dann nicht glauben können das andere Menschen sich schon viel früher Gedanken zu den Themen gemacht haben und eigene Erkenntnisse vertreten. Und das Infragestellen der eigenen Erkenntnis als anstrengend empfunden wird.

Worauf will ich denn hinaus?

  • Der Konsument kann durch sein Verhalten die Welt nicht retten.
  • Der Mensch ist schlecht und die Probleme sind vielfältig und tief miteinander verflochten.
  • Wir können Geschichten erzählen, um Probleme aufzuzeigen und wird Verständnis zu schaffen. Wir dürfen aber niemanden eine Überzeugung oder Meinung aufdrücken. Die Menschen müssen Ihre eigenen Erkenntnisse und Überzeugungen entdecken.