Eine Kollegin meldet sich mit einem Hilfeschrei bei mir. Sie hatte jemand am Telefon der mit seiner Homepage zu uns umziehen wollte. Er fragte ein paar Specs ab und klang kompetent. Die Kollegin verkaufte ihm ein Produkt bei uns. Absatz, Umsatz … alles bestens
Jetzt aber bekommt der Kunde seine Homepage bei uns nicht zum Laufen.
Irgendwas mit error establishing a database connection.
Easy! Kunde muss die Daten seiner MySQL-Datenbank in die wp-config.php packen, dann läuft das.
Einige Stunden später:
Der Kunde hat sich wieder gemeldet. Er hat doch keine Ahnung davon. Ich wollte fragen, ob du ihm da mal helfen kannst?
Im weiteren Dialog stellt sich heraus, dass der Kunde bisher von einer Agentur betreut wurde, die das jetzt aber nicht mehr tut (Wetten der hat die Verträge gekündigt.) Weiter ist der Kunde eine Kundin und macht in dem kleinen Handwerksbetrieb das Büro und hat null Ahnung.
Ich als logge mich also auf die Instanz ein und stelle fest, dass gar keine Datenbank angelegt wurde. Ich finde aber im Webspace einen MySQLDump. Immerhin.
Ich lege also eine Datenbank an, importiere den Dump. Da der Dump recht riesig ist, muss ich das über die Konsole machen. Der phpMyAdmin schmiert bei großen Datenbanken ja gerne mal ab.
Da bei unserem Hosting htaccess per Default ausgeschaltet ist, ändere ich das in der htttpd.conf und mach gleich noch ein paar andere Optimierungen. Man kennt ja seine Pappenheimer. Wir haben dazu zwar Anleitungen, gebe aber zu: Ganz easy ist das nicht.
Ich rufe zum Test die Homepage auf und erfreue mich an einer Fehlermeldung:
Internal Server Error.
Ein Blick ins Log lässt erkennen, dass in der .htaccess Befehle für einen Apache 2.2 Server sind, die bei einem Apachen 2.4 nicht mehr funktionieren. Die Agentur hatte den WP-Defender installiert und damit WordPress abgesichert. Der alte Server hat dem Adjektiv wohl alle Ehre gemacht , sodass in der .htaccess diese veralteten Befehle zu finden waren.
Ich kommentierte die aus. Jetzt kam die Seite in Teilen. Bilder fehlten noch. Oh … auch im Upload-Verzeichnis gibt es noch .htaccess Dateien, die man gesondert absichern möchten. Auch hier die Befehle auskommentiert. Nu ist alles so wie es vermutlich soll.
So Kollegin. Habe fertig. Sag der Kundin einen schönen Gruß und dass es hier jetzt ne einmalige Leistung war. Alles das ist nicht die Aufgabe des Supports. Sie muss sich bitte um jemanden besorgen, der Ahnung hat und die Webseite betreut
Wieder etwas später schreibt die Kollegin:
Kundin kommt nicht in Ihr Divi!
Was ist Divi?
Weiß ich nicht! Die Kundin sagt, dass sie da immer in die Homepage schreibt! Hier hast du Benutzername und Passwort.
Jetzt im Ernst. Das sind Leistungen, für die sich eine Agentur sehr gut bezahlen lässt. Das führt langsam ein bißchen weit.
Ach beim Passwort hab ich was vergessen. Schau mit dem PW geht es.
Ich hab mittlerweile recherchiert das DIVI nen Plugin für WordPress ist mit dem man wohl schönere Seiten baut. Ähnlich wie Elementor. Ich verstehe nicht, was sowas soll, aber bitte. Jeder so wie er möchte und kann. Aus Neugierde logge ich mich ins WordPress ein. In der Installation ist seit Minimum einem Jahr keine Updates gemacht worden. Die Plugins alle noch viel viel älter.
Da muss alles geupdatet werden. Kann sein, das es dann Fehler gibt, die man debuggen muss. Kann auch sein, dass alles so läuft. Ich mache die Updates jetzt nicht, weil ich nicht einsehe das ich mich danach für lau um das debuggen kümmern muss.
Naja … die Kundin war dann trotzdem glücklich. Ich wette das keine Updates gemacht werden, ich wette das ich auch in 6 Monaten noch mit demselben Passwort ins WordPress der Kundin komme. Vermutlich sogar in Ihr GMX Konto. Und hier sind wir an dem Punkt wo ich sagen muss: Ich finde Baukasten Homepages auch nicht so toll, aber die sind eine echte Alternative für die Nutzer, die mit der Software einfach nichts zu tun haben wollen. Auch wenn WordPress easy ist, ist es doch eine mächtige Software, die anfällig ist und gepflegt werden will. Und wenn man sich selber mit IT nicht auskennt, dann muss man jemanden dafür bezahlen. Gerade von einem Handwerksbetrieb erwarte ich das. Die wissen doch, was Leistung ist und dass man dafür bezahlt werden muss.