Bei der Lage der Nation ging es vor einigen Wochen um die Rente. Und seit dem schwirrt mir das Thema im Kopf herum. Wie der Zufall so will, kommt das Thema dann aus allen Ecken. Hier nen ZDF Beitrag, da ein Gespräch unter Kollegen. Dann die Nachricht das in Bundesland X die Richter jetzt länger arbeiten dürfen. Und schwubs lässt es einen nicht mehr los.
Als ich mein Arbeitsleben begonnen habe, habe ich über Rente überhaupt nicht nachgedacht. Nur wenn mir Versicherungsfuzzies was andrehen wollten, aber nur kurz. Zu weit weg … total surreal. Irgendwann aber beginnt sich das Thema von hinten anzuschleichen. Kollegen gehen in den Vorruhestand (Tatsächlich kenne ich kaum jemanden im Kollegenkreis, der bis zur Regelalterszeit arbeitet). Kollegen die „nur“ noch 10 Jahre arbeiten „müssen“ posaunen das heraus und beginnen die Monate zu zählen. Und so ganz still und heimlich macht sich dieser Gedanke auch in einem selbst breit. Als ich mein 25-jähriges Betriebsangehörigkeits-Jubiläum hatte, war wohl so der erste Moment, an dem ich darüber nachdachte, wie lange ich wohl noch arbeiten muss.
Aber ich muss ja überhaupt nicht arbeiten. Und vor allem muss ich nicht diesen einen Job machen. Ich mache das, weil ich mich nicht traue zu wechseln und aber auch weil ich mich in meinem Job wohlfühle. Und ich habe eigentlich immer Spaß. Spaß mit den Kollegen, Spaß Lösungen zu erarbeiten. Freude am Tagesgeschehen. Warum soll ich mir das damit versauen, dass ich auf einen Tag X warte, an dem ich erlöst werde?
Warum also soll das Ziel des Arbeitslebens die Rente sein? Der Weg ist das Ziel, Freunde. Der Weg ist das Ziel.
Fakt ist: Die Menschen werden älter, die Anzahl an Menschen, die Rente beziehen steigt und die Anzahl an Menschen, die Rentenbeiträge zahlen sinkt. So kann das nicht klappen.
Zum Beispiel mein Nachbar. Mitte 80. Ist Frührentner gewesen und bezieht seit locker 30 Jahren Rente. Seine Frau auch, allerdings erst seit 20 Jahren. Die beiden haben alles erlebt, was sie erleben wollten. Jetzt leben sie einen strukturierten Alltag, pflegen ihre Gebrechen und warten auf den Tod. Vielleicht sehnen sie sich den Tod insgeheim sogar herbei. Mir ist bewusst, dass es auch andere Fälle gibt. Rentner, die noch arbeiten, müssen um über die Runden zukommen. Oder Leute, die kurz nach Rentenantritt einen Infarkt bekommen haben und dann pflegebedürftig sind und so „nichts“ von ihrer Rente haben.
Und es gibt natürlich Berufe, die man nicht bis zum 80sten Geburtstag ausüben kann. Körperliche Berufe oder Jobs, in denen man reaktionsschnell sein muss oder täglich neue Dinge lernen. Irgendwann geht das nicht mehr.
Aber die Rente ist teuer. Und wie lange können wir uns das leisten? Was können wir ändern? Die Rente muss Bedarfsorientiert werden. Menschen sollten in Rente gehen, weil diese Ihren Job nicht mehr ausüben können. Menschen sollten die Rente erhalten, die sie benötigen, um zu leben und nicht die Rente, die den Sparstrumpf füllt, damit später US-Investoren sich die Taschen mit dem Betrieb von Pflegeheimen voll machen.
Vielleicht sollte es auch eine Teilzeit-Rente geben. Ich könnte mir vorstellen, irgendwann weniger zu arbeiten, damit ich mich um meine Enkel kümmern kann. Aber jeden Tag 8 Stunden lang Tickets schubsen, das möchte ich dann irgendwann auch nicht mehr. Aber von meiner Erfahrung könnten die Jungen sicher noch lange profitieren.
Ihr könnt meinen Gedanken hoffentlich folgen … ich bin da inhaltlich noch nicht mit durch. Ich muss das noch ausarbeiten. Aber Runterschreiben hilft dabei immer.
Eine Antwort zu „Perspektive wechseln“
Siehste, ich könnte ewig weitersegeln (solange ich kann eben).
YOLO