Ich höre gerade Alternativlos Folge 52, die sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz beschäftigt. Es dauert nur 20 Minuten bis die drei von technischen Aspekten der KI hin zu philosophischen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Aspekten des Themas abdriften.
Und dabei ist mir aufgefallen, dass man meinem Beitrag Ki, AI … so wollte ich das nie eine KI- und Technologie Feindlichkeit zusprechen könnte. Und das ist definitiv nicht meine Intension.
Ich freue mich über jeden Scheiß, der mir einmal durch eine KI abgenommen werden wird. Nur sind wir in weiten Teilen noch nicht annähernd so weit und das verstehen die Leute nicht. Und wenn akute notwendige Dinge nicht passieren, weil man auf eine Technologie setzt, die in einer eventuellen Zukunft diese Dinge lösen könnten … dann ärgert mich das.
Versteht wer was ich meine?
4 Antworten zu „Nachtrag zu Ki, AI … so wollte ich das nie“
Ja, ich verstehe das, weil es mir sehr oft genauso geht.
Ich mag Technik und ich finde jede neue Technik toll, das heißt aber noch lange nicht, dass ich jede neue Technik auch sinnvoll finde und vor allem heißt es nicht, dass jede neue Technik an allen vorstellbaren Stellen sofort angewandt werden kann oder angewandt werden sollte.
Dinge brauchen Zeit, um sich zu entwickeln, Menschen brauchen Zeit, um sich an neue Entwicklungen zu gewöhnen, das ist ein iterativer Prozess, der erst nach vielen Wiederholungen ein stabil und sinnvoll funktionierendes neues System hervorbringt.
Ich hoffe sehr, dass durch KI vor allem viele dieser blödsinnigen Bullshitjobs im Bereich der „Kästchenankreuzer“, also Dokumentation und Verwaltung, obsolet werden, das wäre in meinen Augen ein enorm sinnvoller Einsatz.
Aber nur weil ChatGPT einem selbstständig hübsche Texte liefert, wenn man ein paar Stichwörter vorgibt, werden ja Menschen nicht überflüssig, die Texte schreiben, höchstens die Menschen, deren Texte eh belanglos waren – und das wiederum ist ja nun auch wirklich kein Verlust.
Ich denke, der aktuelle Entwicklungsstand von KI ist ungefähr mit Gebäudeautomation zu Anfang des Jahrtausends vergleichbar. Da waren komplexe Leitungssystem, Bus-Systeme mit einer irren Menge an Schaltknöpfen, die alles mögliche steuern konnten, der letzte Schrei und ein Meilenstein in der Entwicklung der GLT (Gebäudeleittechnik). (Wir haben diese wilden Schaltleisten überall im Büro und ich mache mich regelmäßig darüber lustig). Es brauchte halt gut 20 Jahre, bis man begriffen hat, dass ein komfortables System anders funktioniert und so nach und nach gibt es jetzt Lösungen, die wirklich sinnvoll zu nutzen UND zu bedienen sind.
Bis dahin muss man einfach tapfer durchhalten – und sich immer wieder darüber amüsieren, zu welchen Stilblüten die modernen Technikjunkies, die allen Unsinn mitmachen müssen, fähig sind.
In meinem neuen Haus wird deshalb natürlich ein KNX-Leitungssystem verlegt, aber trotzdem wird es an der Wand nur einen Schalter für Licht an und aus geben, die restliche Steuerung wird unsichtbar übers Haus-WLAN geregelt (und zusätzlich gibt es noch ein komplettes LAN-Leitungsnetz, ich stehe auf Redundanz.)
So ungefähr stelle ich mir den Einsatz von KI in 20 Jahren vor. Man kann es an vielen Stellen zur eigenen Bequemlichkeit benutzen, man muss es aber nicht, wenn einem Denken grade anstrengender erscheint als körperliche Bewegung, dann nutzt man eben doch einfach nur die manuelle Variante.
Gerade das Thema Heimautomation ist für mich ein schlechtes Beispiel. Ich kann einfach den Sinn darin nicht entdecken. Stehen doch Kosten, Nutzen und Komplexität der Einrichtung / Betriebs eines Smarthomes in keinem Verhältnis guten Verhältnis zueinander. Zumindest in einem „normalen“ Haushalt. Klar, für jemanden wie dich, der zwischen zwei Orten pendelt, ist die Möglichkeit, das Haus hochzufahren aus der Ferne hochzufahren sicher interessant, aber doch insgesamt ein eher selten.
Naja, Smarthome besteht ja nicht nur aus einer Heizung, die man übers Internet steuern kann.
Sehr viele moderne Gebäude haben zB eine Lüftungsanlage, die man je nach Bedarf steuern kann (meine nicht, ich hasse die Dinger, es wird aber immer mehr zum Standard), dazu kommen elektrische Sonnenschutzrollos und Fensteröffner, die eventuell auch noch über einen Wind- und/oder Regenwächter kontrolliert werden, Klimaanlage, Ventilatoren, Zusatzheizungen, Kameras und natürlich Licht an allen möglichen Stellen.
Das gibt es alles schon seit mehr als 20 Jahren, wirklich sinnvoll und komfortabel nutzbar wird es aber erst, seit dem es dazu auch Internetschnittstellen bzw. eine WLAN-Anbindung gibt, so dass man sich erstens seine Nutzeroberfläche so basteln kann, wie es dem persönlichen Geschmack entspricht und die einem zweitens ermöglicht, auch die selbstproduzierte Energie aus der hauseigenen Photovoltaikanlage sinnvoll in die Mediennutzung des Gebäudes einzubinden und zu steuern.
Inzwischen weiß ich es auch sehr zu schätzen, dass Herd, Backofen, Spülmaschine, Waschmaschine und Trockner zentral über eine App ihren jeweiligen Zustand melden und mir außerdem mitteilen, ob Salz oder Klarspüler oder ein Grundreinigungsgang notwendig ist.
Diese Technik hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich verändert und verbessert und mittlerweile finde ich viele Features wirklich sinnvoll nutzbar. Einen Kühlschrank, der ständig seinen Inhalt kontrolliert und automatisch Leberwurst nachbestellt, wenn die letzte Packung aufgebraucht ist, finde ich dafür bis heute extrem überflüssig, weil ich kein normiertes Verbrauchsverhalten habe. Meistens bin ich sehr froh, wenn die Leberwurst endlich alle ist und ich erst in vier Monaten, beim nächsten Leberwursthungeranfall wieder welche kaufen muss.
Was mich aktuell dagegen sehr fasziniert, ist ein Backofen mit integrierter Kamera, da kann ich vom Handy aus nachgucken, ob der Kuchen schon verbrannt ist oder noch weiter gebacken werden muss. Hier schreckt mich allerdings der Preis zur Zeit noch, ich hoffe, dieses Feature wird irgendwann so normal wie die WLAN-Anbindung der Spülmaschine, die einfach dabei war und keinen extra Aufpreis kostete.
Was in meinem Haushalt immer noch nicht vernünftig funktioniert ist der Saugroboter (der verheddert sich ständig in irgendwas), und selbst den schicken Dyson-Sauger betrachte ich mehr als ein Spielzeug als als vollwertigen Staubsaugerersatz. (Obwohl der, zugegeben, keine echte „KI-Anwendung“ ist. Wenn bei uns „richtig“ gesaugt werden soll, kommt immer noch der schnurgebundene Aldi-Staubsauger zum Einsatz, der saugt auch über eine längere Strecke, ohne dass ein Akku schlappt macht und außerdem saugt er gefühlt gründlicher als die Hightechversion von Dyson.)
Die KI in unserem Tesla ist ganz offensichtlich noch eine Software im Anfangsstadium der Entwicklung, hier geht noch richtig viel, das ist erkennbar, im Moment funktionierte das Meiste aber vor allem deshalb schlecht, weil es entweder nicht zuverlässig funktioniert oder zu kompliziert bedient werden muss.
Ich steuere bei mir zu Hause auch die Musikwiedergabe über die Lautsprecher im Haus übers Handy, was erst wirklich komfortabel geworden ist, seitdem man keine eigenen CDs mehr einlegen muss, sondern alles streamen kann. (Und was bezahlbar geworden ist, seitdem man die Sonos-Lautsprecher bei Ikea kaufen kann.)
Sehr fasziniert hat mich neulich eine KI-Anwendung von Google:
Ich hatte mir ein Tiktok-Video angesehen, wo ein (klassisches) Musikstück als Hintergrundmusik unterlegt war, das ich kannte, aber nicht erkannte. So etwas macht mich immer ganz zappelig, ich wollte unbedingt wissen, welches Stück das ist.
Also kramte ich mein Handy raus und startete Shazam, während auf dem iPad das TikTok-Video lief.
Ergebnis: Null Treffer. Ich konnte es nicht fassen, aber Shazam, das gefühlt doch wirklich ALLE Musik kennt, war überfordert.
Dann fiel mir ein, dass Google seit neuestem damit Werbung macht, dass man einfach ein paar Takte einer Musik summen könne, wenn man eine bestimmte Musik sucht. Das habe ich ausprobiert und zwei Sekunden später zeigte mir Google das richtige und gesuchte Ergebnis an. DAS fand ich wirklich beeindruckend.
Ich denke also, es wird alles noch eine Zeitlang dauern, bis Anwendungen, die wir schon seit längerem kennen, so weit überarbeitet sind und sich nach und nach in unseren Alltag integrieren, dass sie massentauglich nachgefragt und genutzt werden und Gebäudeautomation ist hier aus meiner Sicht ganz sicherlich ein zentrales Thema, schon weil es nicht genug menschliche Dienst- und Pflegekräfte gibt für die langsam alternde Boomer- und GenX-Jahrgänge.
ich gratuliere zum längsten Kommentar (bisher) auf alphathiel.de 😉