Die Schule geht wieder los, der Frust kann kommen

Noch 1,5 Wochen, dann geht in Niedersachsen der Schulwahnsinn wieder los. Was ich vom Deutschen Schulsystem halte, hab ich hier ja schon häufiger geschrieben. Es ist kein Spoiler wenn ich sage: Total ätzend.

Wie sehr meinen Sohn die Schule belastet, hab ich aber tatsächlich erst am letzten Schultag gemerkt bzw. am ersten Ferientag. Der Junge der da die Treppe herunterkam war ein ganz anderes Kind als am Tag zuvor. Vollkommen befreit von Sorgen, entspannt und lustig. Und auch selbstreflektiert und bereit die Welt in sich aufzunehmen.

Die letzten 10 Monate vor den Sommerferien sahen da ganz anders aus.

Das neue Schuljahr begann so hoffnungsvoll. Neue Lehrer, neue Klasse. Die Oberschule als Schulform und eigentlich kein Druck.Die nächsten „Entscheidungen“ bezüglich der Laufbahn meines Kindes würden erst in der 7ten Klasse stattfinden und überhaupt gibt es nur das Endziel 10te Klasse. In der Grundschule ging es ja schon nach der zweiten Klasse nur darum wer später aufs Gym kommt und wer nicht.

Leider sind Menschen halt Menschen und Lehrer auch. So dauerte es nicht lange bis die Defizite meines Sohnes in einem Elternsprechtag auf den Tisch kamen. Wir waren uns eigentlich einig. Das verwächst sich. Wir hofften gemeinsam darauf das mit dem wachsenden Alter die Vernunft und damit auch die Lust an der Schule kommen würde. Für mich war damit klar, das Sohnemann nur die Stellung halten müsste und bitte nicht den Unterricht stört.

Sohnemann langweilt sich aber im Unterricht. Er hat null Interesse.Die Lehrer können das auch nicht ändern. Sie können Ihn aber auch nicht in Ruhe lassen. Man kennt ja die Spiele: Das träumende Kind ansprechen und eine Frage stellen, des Antwort das Kind nicht kennen kann weil es gerade nicht am Unterricht teilgenommen hat. Er wird bloß gestellt. Das er beim rumträumen auch noch Krach macht, macht die Sache natürlich nicht besser.

Das Verhältnis Schüler/Lehrer/Unterricht wird durch dieses Verhalten nicht besser. Wir versuchen zuhause den fehlenden Unterrichtsstoff nachzuholen, was natürlich nicht funktionieren kann. Wir sind vollzeitbeschäftigt, das Kind in einer Ganztagsschule. Da ist die gemeinsame Zeit begrenzt und die will man ja nicht nur mit lernen verbringen. Ernsthaft nicht.

Irgendwann überrollen einen die Themen. Ganz klar. Und es ist ja nicht so, das sich das Kind vom Vater gerne was erzählen lassen will …. Fazit: Frust, kurze Zündschnur, Angst vor dem was kommt. Und es steigerte sich von Tag zu Tag.

Exit-Strategie des Kindes: Kein Bock auf nichts und Flucht in virtuelle Welten: Youtube, TikTok und Fortnite. Und ich kann es verstehen. Wirklich.

Kurz vor den Ferien besserte sich das schon. Alle Noten waren geschrieben und in der Schule fand nur noch ringelpitzmitanfassen statt. Wetter war Bombastisch. Der Nachmittagsunterricht fand regelmäßig nicht statt und die Kids fuhren an den nächsten Baggersee. Fornite war auf einmal vollkommen egal. Zuhause noch Youtube und TikTok … besser als ein Gespräch mit den Eltern das in Streit ausarten könnte.

Dann das Zeugnis da. Alles wie erwartet. Nicht prickelnd, aber versetzt. Egal … immer nur von Zeugnis zu Zeugnis hangeln. Es zählt nur das was auf dem Zeugnis für die Bewerbungen zur Ausbildungsstelle oder auf dem Abschlusszeugnis steht. Alles davor ist egal. Und das freundliche zu Kenntnisnehmen des Zeugnisses durch die Eltern, war der Befreiungsschlag für das Kind. Und dann begann eine tolle Sommerzeit. Kind mit dem Wunsch nach Familienanschluss. Auch komisch …. ;O)

Und wir sind damit ja nicht alleine. Wenn ich mir die Geschichte von Anke Willers so durchlese dann kommt mir das alles extrem bekannt vor. Und so sehr ich auch die Lehrer-Seite verstehe brauchen wir hier einfach eine richtige Lösung. Denn die Schuld ist weder bei den Lehrkräften noch bei Eltern oder Schülern zu suchen. Wir sind gemeinsam gefangen in einem System das sich selber eigentlich überholt hat, es aber nicht geschafft hat sich wirklich weiterzuentwickeln.

Der Kontrolle durch körperlichen Gewalt ist durch die Leistungskontrolle ersetzt worden. Das Ziel der Schulen/Kultusminister ist noch immer nicht das vermitteln von Inhalten sondern die best möglichen Notenschnitt um im direkten Schul-/Länder und PISA Vergleich gut da zustehen.

Ich frag mich wirklich, wie da Inklusion an den Schulen funktionieren soll.

Eine Lösung hätte ich ja vielleicht schon erarbeitet, aber das wird wohl die nächsten 100 Jahre nichts.

Aber irgendwas dazwischen, das wäre schon ein guter Anfang. Zum Beispiel für Schüler den Raum zu schaffen sich auszuleben auch wenn diese einfach keinen Bock auf den Unterricht haben. Geb ihnen doch zum Beispiel Aufgaben zum selber erarbeiten des Stoffes und reichlich Zeit. Verzicht auf Leistungskontrolle bei Nebenfächern wie Sport, Religion, Geschichte und Erdkunde. Das sind doch eh nur Nice-to-Know-Geschichten. Also wichtig zum Verständnis der Welt, aber eben nicht Karriere-Relevant. Geschicht, Erdkunge und Religion gehören auch zusammengefasst. Aber das steht auf einem anderen Blatt.

Auf jeden Fall braucht es einen Ausstieg aus der Spirale: Schüler doof, Unterricht doof, Lehrer doof …. Schüler noch doofer.

Naja, jetzt kommt der Alltag aber wieder. Langsam. Doof ….. ich hoffe das ich es diese Saison schaffe gelassener zu sein und den Druck bei meinem Sohn rauszulassen bevor es wieder so anstrengend wird. Und ich werde sicherlich berichten.


Eine Antwort

  1. […] Wer meinen Blog liest oder mich privat schonmal auf das Thema Schule angesprochen hat, wird wissen: Ich bin kein Freund der Schule. […]