Ein Kunde möchte eine bestimmte Software bei uns im Hosting einsetzten. Ich weiß aus Erfahrung, dass diese zwar „irgendwie“ funktioniert, man aber schnell an Grenzen ankommt, wo die Nutzung dann keinen Spaß mehr macht und die Verfügbarkeit auch schnell eingeschränkt wird.
Der Kunde hat verschiedene kleine Business-Modelle und will auf der erwähnten Software seine Büroprozesse aufbauen. Ich rate daher davon ab, das bei uns zu betreiben. Ich bin da lieber ehrlich. Lieber den Kunden im gesamten Behalten, als wegen so einer Sache den ganzen Kunden verlieren. Hosting macht nen Umsatz von knapp 10 €. Kunde hat aber Mobilfunk und Festnetzverträge bei uns. Hier ist der Umsatz deutlich höher.
Ich empfehle ihm sogar ein passendes Produkt beim Mitbewerber. Dort ist die Software schon vorinstalliert und wird vom Anbieter gewartet und alles ist darauf abgestimmt, dass diese Cloud-Lösung einfach funktioniert. Kosten: 5,11 € und monatlich kündbar.
Das ist dem Kunden zu viel. Er möchte es ja erstmal nur probieren. Ich versuche dem Kunden klarzumachen, dass er dieses »probieren« ja auch bei dem anderen Anbieter machen kann und dieses »probieren« eben viel erfolgreicher sein wird, weil er nicht von äußeren Faktoren negativ beeinflusst wird. Wie immer versuche ich es plastisch dazustellen: Sie sind noch nie E-Bike gefahren und probieren das mal aus. Das E-Bike, das Sie fahren, hat einen platten Reifen. Danke des Motors fährt das Rad, aber der Komfort ist eher gering. – Ihr Fazit wird sein: E-Bike fahren ist doof. Dabei ist es das gar nicht, wenn der Reifen richtig aufgepumpt ist.
Kunde geht auf meine Argumente gar nicht ein, es wird ganz deutlich das man, was kostenlos verwenden möchte. Das wird natürlich nicht gesagt. Aber es ist der Subtext. Warum Geld ausgeben, wenn ich doch hier schon nen Serverplatz habe.
Und das zeigt doch ganz deutlich eines der Grundprobleme der Wirtschaft und der Digitalisierung. Ich will ein Business aufbauen, kann mir aber 5,11 € nicht leisten? Ich will etwas effizient und digital gestalten, will dafür aber kein Geld ausgeben und setze stattdessen auf Bastellösungen?
Natürlich will ich damit nicht sagen, dass was nichts kostet, nichts taugt. Aber ich muss mir doch überlegen was z. B. meine Arbeitsstunde kostet. Und ergibt es Sinn Stunden damit zu verbringen etwas selber zu basteln, statt es für einen geringen Preis fertig zu erhalten? Wenn ich die 5,11€ nicht übrig habe, wie will ich dann jemals Personal einstellen? Ach gar nicht? Zu Teuer. Hm … werde ich als Alleinunterhalter der alles selber macht auf lange Sicht erfolgreich sein? Steuer? Buchhaltung? Kundenaquise und Produktion? Alles aus einer Hand?
Ich versteh es wirklich nicht.
2 Antworten zu „Falscher Geiz im Kleingewerbe“
Und dann beschweren sich die gleichen Personen, dass ihre Mitarbeitenden ineffizient arbeiten. Oh Wunder…
Make or Buy?
Eine der vielen Fragen, die ein Selbstständiger beantworten können sollte.