In den letzten Tagen geht es viel um den Lebensabschluss. Hier ein letzter harter Brocken.
Vor kurzem ist die Mutter meines Stiefvaters mit Mitte 90 verstorben. Natürlich war ich auf der Beerdigung und das war ein seltsames Erlebnis. Neben engster Familie waren auch Freunde und Nachbarn anwesend.
Alle (bzw. die wenigen noch Lebenden) im gleichen Alter. Man muss ich das vorstellen .. die haben in den 60er Jahren ein Haus gebaut und sind dort geblieben. Mit all den Nachbarn und Freunden gemeinsam ein ganzes Leben bestritten. Jetzt sterben alle nach und nach weg.
Für die übriggebliebenen war die Beerdigung dann auch einfach ein Tagesordnungspunkt. 13 Uhr Beerdigung und wenn man schon angezogen ist, kann man ja noch flott zu Aldi und den Wocheneinkauf erledigen. So logisch und so surreal. Bisherige Todesfälle in meinem Umfeld waren dramatisch oder feierlich. Die Trauer groß. Mit Mitte 90 ist es das erwartete Ende.
Wie dem auch sei, das sollte gar nicht das Thema dieses Beitrages sein. Es geht mehr um das selbstbestimmte sterben. Jetzt war es nämlich so, dass die gute alte Dame einen Schlaganfall hatte. Die Prognosen waren gar nicht so gut bei Verstand würde sie wohl nicht mehr kommen und definitiv ein schwerer Pflegefall sein.
Zum Glück (und zu meiner Überraschung) hatte Sie eine Patientenverfügung und so viel die Entscheidung (trotzallem nicht leicht) schnell. Hospitz und friedlich einschlafen. Friedlich, weil total mit Morphium zugedröhnt. Die Söhne und der Mann bewachten das Bett und erzählten bei Telefonaten, dass sie schläft. Vielleicht wacht sie ja noch mal auf? – war die Hoffnung. Was komisch ist, denn genau darum ging es ja. Sterben, weil man nicht mehr aufwacht. Aber das ist wohl die Angst vorm Loslassen.
Auch meine Mutter möchte sterben. Also sie möchte nicht jetzt sterben. Aber sie möchte nicht als Dementer-pflegefall am Leben erhalten werden. Und das kann ich gut verstehen. Und mein Stiefvater wurde durch die aktuellen Erlebnisse wachgerüttelt und so kümmerte ich mich um das Thema Patientenverfügung. Und eigentlich ist es ganz einfach. Man fühlt das Formular unter https://www.verbraucherzentrale.de/patientenverfuegung-online aus und lässt sich nicht von den ganzen Hinweisen bange machen. Man wählt immer das aus, was nach schnellem Tod klingt. Druckt das aus, unterschreibt, fertig. Zugegeben, die Textbausteine sind teils kompliziert geschrieben. Aber wenn das Ziel klar ist, dann ist es ganz einfach. Das Ziel ist: Sterben.
Etwas schwerer hab ich mich mit dem Thema Betreuungsvollmacht getan. Hier wird nämlich eine Person bestimmt, die im Zweifel zurate gezogen wird und im Fall des Falles auch die Geschäfte übernehmen kann. Das zweite finde ich ganz wichtig, bei dem ersten hab ich schon ne ordentliche Verantwortung. Aber wer, wenn nicht ich? Meine emotionalen Schwestern? Andererseits will ich nicht der Buhman sein, der angeblich Geld veruntreut oder zu früh den Tod herbeiführt. Aber egal, ich stelle mich der Verantwortung und werde sehen, was passiert.