Menschen in meinem näheren Umfeld werden wissen, dass die bloße Erwähnung des Begriffs KI mich absolut triggert. Und zwar so sehr, dass ich selten in der Lage bin, zu sagen, warum das so ist. Daher hier ein Versuch.
Beispiele
Ich möchte hier drei Beispiele aufzeigen, die exemplarisch dafür sind, wie mir KI im Alltag begegnet.
Das Bild
Neulich war ich auf der Website eines Kunden. Er verkaufte Versicherungen und auf der Startseite war ein Bild von einem Wohnmobil am Strand zu sehen. Beim ersten Raschen überfliegen der Seite (ich suchte ein Formatierungsfehler) bemerkte ich gar nicht wie seltsam das Bild ist. Erst beim zweiten Blick stach mir das offensichtliche ins Auge.
Der Wohnwagen war offensichtliche ein VW Transporter, aber es gab keine Logos und die Heckklappe war seitlich zu öffnen. Das Dach war über die Heckklappe hinausgezogen, wie ein Vordach, und hatte die Form eines Surfbretts. Nein, keine Surfbrett auf dem Dach, sondern das Surfbrett war das Dach. In Wagenfarbe, sehr lang, ohne Stützen. Unter dem Dach Tisch und Stühle. Frühstück eingedeckt. Links vom Wagen ist ein Strand zu sehen und Meer mit Brandung. Die Brandung ist zu groß und der Strand zu klein. Der Strand endet nach 20 cm (im Verhältnis zum gezeigten Fahrzeug). Viele weitere Details stimmen nicht.
Weiterentwicklung
Das Thema einer Telko ist die Weiterentwicklung einem internen Informationssystem. Es soll besprochen und priorisiert werden, was in den nächsten 2 Jahren kommt. Viele Ideen beginnen mit KI. Die „KI“ soll dabei immer die konzeptionellen und redaktionellen Defizite der Redakteure und Entscheider ausbügeln. Bei der Priorisierung der Themen sticht jede Idee mit KI alle anderen Ideen. Einer der besser bezahlten sagt auch sowas wie: KI ist die Zukunft. Das dürfen wir nicht verschlafen.
Neuer Song
Der „neue“ Beatles Song dank KI.
Warum mich das alles triggert!
Definitiv ist das weder Angst noch Sorge. Schon 1962 wurden die ersten Roboter in der Fertigung von Autos eingeführt und seit dem immer mehr automatisiert. Ich kann mich an Schlagzeilen aus den 80 und 90 Jahren erinnern, in denen die Angst geschürt wurde, dass Arbeitsplätze durch Roboter verloren gingen.
Aber, Stand 2021, sind 780 000 Menschen im Fahrzeugbau beschäftigt. 11 000 alleine im superneuen und modernen Tesla-Werk in Grünheide. Mit der KI wird es sich ähnlich verhalten. Die KI ist ein Werkzeug, das uns den (Arbeits-)Alltag vereinfacht wird und uns ermöglicht andere Dinge zu tun – vielleicht endlich den Weltfrieden zu erlangen?
Also, wenn es nicht die Angst um die Basis meiner Existenz ist und ich durchaus die Nützlichkeit von KI anerkenne, warum bin ich dann so Anti-KI eingestellt?
Bin ich gar nicht. Ich bin Anti-KI-Befürworter. KI ist nicht die Lösung für jedes Problem dieser Welt. Nein, KI ist gar keine Lösung. KI kann auch keine neuen Lösungen schaffen, denn entgegen den allgemeinen Schlagworte-buzzword-Bildschlagzeilen-Leser-Meinungen ist KI auch heute noch nur die mathematische Aufbereitung von bekannten Informationen.
Und da bin ich bei den Beispielen. Wenn ich einer KI sage: „Mal eine Bild von einem VW-Transporter in Camping-Ausführung der am Strand steht. Im Vordergrund sieht man Tisch und Stühle auf mit einem kleinen Frühstück.“ Dann geht die KI los und nimmt sich die Tausende von Bildern, die mit den Schlagworten getaggt sind und würfelt diese zusammen. Anschließen werden die Übergänge glatt gezogen (Wenn Pixel 1 den Farbwert x hat, dann darf Pixel 2 nicht den Farbwert a haben, sondern maximal y oder z). Und das Ergebnis ist beeindruckend, keine Frage. Aber die Generatoren schmeißen aus gutem Grund immer mehrere Versionen heraus. Du sollst nämlich durch deine Auswahl bewerten, welches Ergebnisse gut war und das wird bei den nächsten Gleichungen wiederum berücksichtigt.
Die KI nähert sich als einem Ergebnis an. Und das beeindruckende ist die Geschwindigkeit und die Effizienz, mit der das passiert. Und das ist toll. Dennoch kann die KI nur damit arbeiten, was die KI kennt. Sie kann kein absolut neues Bild malen.
Wenn ich in einem Redaktionssystem eine KI einsetzen möchte, um eine Qualitätssicherung durchzuführen, dann kann die KI sicherlich Rechtschreibung und Grammatik prüfen, kann Sätze vereinfachen und von überflüssigen Wörtern befreien. Warum kann sie das? Das ganze Internet ist voll davon. Was die KI aber genau wie bei dem Bild oben, kann die KI nicht wissen, ob der neugebildete Satz noch den Sinn ergibt, der vom Verfasser erdacht wurde.
Aber kann diese KI auf der geringen Datenbasis von 40 000 Artikeln prüfen, ob eine Information noch Relevanz hat oder gelöscht werden sollte? Die Datenbasis kann ja nicht erhöht werden, weil es ich dabei um interne Prozesse, Produkte und Informationen handelt. Um diese Aufgabe zu erfüllen, müsste die KI ein Bewusstsein haben und eigene Ideen entwickeln können.
Auf dem Beatles-Song muss ich wohl gar nicht weiter rumreiten.
Die Leute verstehen nicht was KI ist. Es ist einfach nur ein Trend dem gefolgt wird. Genau wie „alles in die Cloud“ und „alles mit Blockchain verschlüsseln“. Das sind Wörter, die modern sind und deswegen in den Mund genommen werden. Leider hat das zur Folge das falsche Entscheidung getroffen werden. Wenn ich, sagen wir mal, 80 000 Euro ausgebe, damit eine KI so entwickelt wird, das diese eine QS in einem internen Redaktionssystem durchführen kann (was sicherlich nicht reicht) habe ich am Ende eine halbgute Lösung und ein Jahr verloren. In diesem Jahr sind immer noch alte / falsche und doppelt Informationen im System. Wenn ich für die 80 000 zwei Mitarbeiter für 12 Monate eingestellt hätte, die den ganzen Tag nichts anderes machen als sich Artikel für Artikel anzuschauen, hätte ich, viel mehr gewonnen.
Und Leute glauben, das KI ihnen die Verantwortung nimmt. Und genau das ist eben nicht der Fall. Ich muss auch bei der KI noch schauen: ist alles so wie es sein soll. Ist das generierte Bild realistisch? Entspricht der generierte Text der Wahrheit und so weiter.
Und … wenn wir 10000 Firmenwebseiten haben, die mit KIs generiert wurden, dann sein dies 1000 Webseiten alle gleich. Der Informationsgehalt ist Null. Die Seiten sind da, um da zu sein. Das ist wie ein SocialMedia Account der nicht befüllt ist. Das braucht keiner, das will keiner. Das kann weg.
Okay … zum Ende hab ich hier ein wenig die Fassung verloren. Aber ich denke, es ist deutlich geworden, was ich meine. Oder?
Eine Antwort zu „Ki, AI … so wollte ich das nie“
Aaahh, ich bin doch auch dabei, einen Artikel über KI und drumrum zu schreiben…! aber das kann sich ja ergänzen 😉