Ich hab da mal eine Frage

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Mein Job bringt es mit sich, das Leute mich Dinge fragen. Immer. Den ganzen Tag. Dabei gibt es verschiedene Typen.

Im Büro

Der Stille

Es sind meisten Männer. Von irgendwo aus dem Großraumbüro läuft man zu mir und stellt sich hinter oder neben mich und wartet bis ich auf die Person aufmerksam werde. Wie lange der Typ dann schon neben mir steht – kann ich beim besten willen nicht sagen.

Die Laute

Es sind meistens Frauen – ich kann nichts für die Klischees. Von irgendwo aus dem Großraumbüro läuft man zu mir und fängt an mit mir zu reden, sobald man glaubt, das ich die Stimme hören kann. Jetzt sind wir ja nicht alleine, ich kann nicht wissen wer mit „Hey, ich hab mal ne Frage“ gemeint ist. Es ist auch egal ob man konzentriert auf den Monitor starrt oder vielleicht sogar im Telefonat ist. Da man schon von weitem mit dem Gespräch anfängt, spricht man sehr laut und diese Lautstärke reduziert man natürlich nicht. Selbst dann nicht, wenn klar ist, das man sich in einem Dialog befindet.

Unvorbereitet

Von irgendwo aus dem Großraumbüro läuft man zu mir und überlegt sich genau welche Frage man stellen möchte und wie man diese ausformuliert. Selten ist eine Frage so eindeutig, das ich diese ohne Rückfrage beantworten kann oder möchte. Auf Rückfragen wie: Welcher Kunde? Welches Produkt genau? – kommt ein „Ups“ gefolgt von einem hastigen „Warte, bin gleich wieder da“.

Denken auslagern

Von irgendwo aus dem Großraumbüro läuft man zu mir und überlegt sich genau welche Frage man stellen möchte und wie man diese ausformuliert. Selten ist eine Frage so eindeutig, das ich diese ohne Rückfrage beantworten kann oder möchte. Aber, auf jede Rückfrage gibt es genau gar keine Antwort. Welcher Kunde? Welches Produkt? Was wurde gemacht? Bis du Mann oder Frau? Kannst du später wieder kommen? – ein Blick in ausdruckslose Augen.

DIESE Personen fragen nur, um nicht selber denken zu müssen.

Bestätigungsfrager

Von irgendwo aus dem Großraumbüro läuft man zu mir und hält einen laaaaangen Monolog darüber was alles schon recherchiert und getan wurde. Die Erzählung ist gespickt mit Beschimpfungen über die Kack-Produkte, dem doofen Konzern und den unmöglichen Kunden. Naja und eigentlich ist ja alles vollkommen klar und liegt auf der Hand. „Alex, du musst dich drum kümmern das hier ein Fehler behoben wird“.

Was diese Personen gar nicht gut können: Sich eingestehen das diese auf dem Holzweg sind. Ganz schlimm.

Im Home-Office

Ist man zuhause ist es alle ein wenig Einfacher. Beide sitzen vor dem Bildschirm mit allen Systemen. Die Konzentration von beiden liegt sofort auf dem Gespräch und Rückfragen können in der Regel schnell beantwortet werden. Die Gruppe der Bestätigungsfrage und Denken auslagern gibt es hier kaum. Ein Telefongespräch herzustellen ist diesen Personen irgendwie zu anstrengend.

Was aber alle gemeinsam haben – vor dem Telefonat bekommt man eine Textnachricht per Mail oder Teams oder Webex mit der Frage: Hast du Zeit? Wenn ich diese Nachricht dann vielleicht 10 Minuten später beantworte dauert es in der Regel weitere 5 Minuten bis sowas kommt wie: Können wir telefonieren. Nie, startet das gegenüber das Gespräch. Und nie warte ich 5 Minuten auf eine Antwort. Da bin ich doch schon wieder ganz woanders mit meiner Arbeit. Ich verstehe das nicht. Einfach anrufen – wenn ich will nehme ich ab. Wenn nicht dann nicht.


2 Antworten zu „Ich hab da mal eine Frage“

  1. Avatar von Holger

    Hat sich also nix geändert (*big grinsesmiley*)
    Was ich bei den „Stillen“ immer gern als Begrüßung gesagt habe: „Geh weg“. Hat leider so gut wie nie geholfen…

    1. Avatar von Alexander Thiel
      Alexander Thiel

      ja was soll man sagen.

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