Bei uns in der Firma geht aktuell beinahe jede Woche jemand in den Ruhestand. Jeder schickt Abschiedsmails in die Runde und beteuert das weinende und lachende Auge. Es gibt Kuchen und Leckereien. Man möchte sich feiern lassen. „Kommt doch am xx.xx. in Raum EG16. Da gebe ich einen aus.“
Bisher hat es keine Kollegen getroffen, die mir irgendwie wichtig waren. Meine „Kern“-Kollegen werden wohl erst in 8 – 10 Jahren beginnen, das Unternehmen zu verlassen und deshalb weiß ich gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich hab das Gefühl, dass es mich berühren sollte, wenn Menschen, die 25 – 40 Jahre in einem Unternehmen gearbeitet haben, dieses verlassen. Tut es aber nicht.
Ich hab das Gefühl, dass die Erwartung der Kollegen an diesen Tag extrem hoch sind. Der Befreiungsschlag aus der Lohnarbeit. Ein „ich hab es geschafft“! Aber auch ein „Schaut mich an, wie lange ich durchgehalten habe“. Und vielleicht es genau das, was mich daran stört: Man, du hast bei der Telekom gearbeitet. Seien wir ehrlich: Du hast NICHTS auszustehen. Solange du nichts Kriminelles machst und ausreichend deine Arbeit erledigst, muss du nur ausharren. Das ist keine Leistung. Und jetzt? Jetzt wechselst du in ein Leben, in dem du ein paar Jahre mit deinem Wohnmobil Kurzurlaube machst und dein Garten pflegst. Dann wirst du krank und lange dahin siechen und sterben. WAS gibt es da zu feiern?
Ach stimmt nicht. Ein Kollege ist im letzten Jahr in den Ruhestand gegangen. Und der war wirklich toll. Immer mehr als engagiert. Immer einen mehr gemacht als notwendig. Sein Abgang hat ein riesiges Loch im Unternehmen hinterlassen. Wirklich! Manchmal telefoniere ich mit Kollegen, die ich aus Gründen ganz frisch kennenlerne. Die Fragen mich Dinge und dann kommt in einem Nebensatz: Früher hätte ich das ja Vincenzo gefragt! Und dann wundere ich mich, welche Kreise dieser eine Kollege gegangen ist.
Würde es doch mehr davon geben….
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