Vor einiger Zeit erzählte mir jemand, das im Oldenburger Stadtpark „Everster Holz“ neuerdings absoluter Leinenzwang herrscht und er aber erlebt habe das sich die Hundehalter daran einfach nicht halten. Er kann das absolut gar nicht verstehen. Warum Hundehalter sich da nicht einfach an die ganz klare Gesetzeslage halten können. Weiter erzählt er, das man gesehen hat wie ein gefährlicher Kampfhund in einen Kinderwagen hineingeschnüffelt hätte. Das wäre ja auch total gefährlich und der Hundebesitzer hätte das ja sicher verhindern können, wenn er den Hund an der Leine gehalten hätte.
Damit hat er bei mir natürlich ein ziemliches Reizthema angesprochen. Ich wollte mich mit ihm nicht streiten und in dem Rahmen, in dem das Gespräch zu Stande kam, war ein ernsthafte Diskussion zu dem Thema auch nicht möglich.
Warum müssen die Hunde denn ohne Leine laufen?
Müssen die ja gar nicht. Es ist allerdings angenehmer und entspannender für alle Beteiligten. Der Hund kann freier agieren. Schnüffeln wo er möchte und so lange wie es nötig ist. Der Mensch kann in einem gleichmäßigen Tempo spazieren, ohne immer wieder stehen bleiben zu müssen und zu warten oder gar an der Leine zu rucken. Begegnungen mit Menschen und Hunden sind in der Regel einfacher wenn die Hunde nicht angeleint sind. Fremde Menschen sind den Hunden in der Regel egal und fremde Hunde werden vielleicht kurz beschnuppert, oder wenn beide Lust haben wird gespielt. Auf jeden Fall können die Hunde selber entscheiden, wie die Begegnung mit dem Artgenossen von statten gehen soll. Wenn die Hunde aber an der Leine sind, befinden sich die Tiere in der Abhängigkeit des Menschen. Das führt dazu das Hunde Ihre Menschen beschützen möchten. Oder die eigene Angst steigt an, weil eine Flucht oder eine freie Bewegung nicht möglich ist. Beides führt zu aggressivem Verhalten.
Aber warum dann die Leinenpflicht?
Alles das wird aber gerne als Ausrede verwendet. Angeblich will man dem Hunde seine Freiheit gönnen, aber in Wirklichkeit ist der arme Hund einfach vollkommen unerzogen. Der Hund zieht an der Leine und gibt einen Scheiß auf das was sein Mensch ihm zubrüllt. Und weil ein solcher Hund natürlich ein Gefahr für sich und seine Umwelt darstellt kommt es zur Leinenpflicht. Zum Schutz der Tiere die durch den Hund beim Brüten gestört werden könnten und zum Schutz der Menschen die mit einem solchen Tier vielleicht nicht umgehen können.
Wer selber keinen Hund hat, wird in der Regel eher ängstlich einem solchen Tier begegnen.
„Leinen los“ in der Öffentlichkeit kann nicht die Konsequenz für einen „anstrengenden“ Hund sein, sondern die Belohnung für ein Frauchen und Herrchen das sein Tier liebt und erzieht.
Nochmal: Warum halten sich die Leute nicht an das Verbot? Ist doch ganz einfach!
Ist es nicht. Stell dir vor, der Staat stellt fest: 1000 Unfälle im Jahr könnten verhindert werden, wenn Eltern Ihre Kinder an der Leine führen würden. Auf dem Spielplatz wäre das rutschen und schaukeln nur erlaubt, wenn ein Erwachsener für die Absicherung sorgt und Schaufeln, Haken, Eimer, Steine und Stöcke sind auf dem Spielplatz auch verboten. Verletzungsgefahr. Kinder ab 9 Jahren dürfen ohne Leine laufen, müssen aber im öffentlichen Verkehr immer von Erwachsenen begleitet werden. Ab 12 Jahren nach bestehen einer Prüfung dürfen sich die Kinder dann frei bewegen.
Das kann man doch einhalten. Ist doch für alle gut. Weniger Unfälle, weniger Schäden, weniger Gefahren. Top.
Also ich hätte das nicht mitgemacht. Ich weiß noch, wie Stolz mein Sohn war, als er alleine vom Spielplatz gekommen ist. Ich weiß noch wie Stolz ich war. Und so geht es den Hundehaltern eben auch….
Aber was ist mit dem Kampfhund?
Nicht jeder Hund der nicht niedlich ist, ist gleich gefährlich. Und nicht jeder niedliche Hund ist ungefährlich. Es gibt hier zwei Möglichkeiten: Das Herrchen kennt seinen Hund sehr gut und weiß das dieser einem Kind nichts tun würde, weil er vielleicht selber Kinder hat und der Hund da einiges wegstecken muss und das alles über sich ergehen läßt. Oder das Herrchen ist ein Arsch und Ignorant der seinen Hund nicht erzogen hat und die Freiheit des Hundes also Ausrede für seine Faulheit nimmt.
Im ersten Fall sollte man dem Besitzer natürlich nochmal darauf hinweisen, das Fremde den Hund nicht einschätzen können. Er wird sich entschuldigen und daraus lernen. Oder er hätte es eigentlich nie zu dieser Situation kommen lassen. Beim zweitem Hilft leider gar nichts. Auch kein Verbot das am Ende nicht durchgesetzt wird. Dieser ist, wie gesagt, einfach nur ein Arsch.
Legislative und Exekutive
Und weil einer ein Arsch ist, werden alle anderen Hundebesitzer in Sippenhaft genommen? Warum? Stellt euch mal vor, alle Männer würden kastriert werden, weil 0,1% der Männer Kinderschänder und Vergewaltiger sind.
Und das sind wir dann ja eigentlich auch schon beim echten Problem. Der Staat ist schnell dabei, Verbote auszusprechen und Gesetze zu verabschieden. Aber für eine Durchsetzung der gleichen zu sorgen, dazu ist er in der Regel nicht fähig. Selbst wenn die Ordnungswidrigkeit vollstreckt würde, dann würde der Mensch ja nichts an sich ändern. Der Hund wäre noch immer unerzogen und würde frei in der Gegend rumlaufen.
In Niedersachsen hat man deswegen den Hundeführerschein eingeführt. Eine im Ansatz gute Idee. Wer einen Hund halten möchte, muss belegen das er dazu in der Lage ist. Das mit einem praktischen und einem theoretischen Teil. Leider ist das ganze so dilettantisch und schwammig umgesetzt, das es nur zu einem guten Geschäft für die Hundeschulen reicht, nicht aber für eine Verbesserung der Situation für unsere Hunde.
Ach naja … was will ich denn auch erwarten. Unsere Gesellschaft hat ganz andere Probleme. Nur um die Tiere tut es mir leid….