Du bist ja auch anders

Ach Anje, du bist gar nicht so anders. Es gibt viele, die so denken und handeln wie du. Die Halbweisen ticken ganz ähnlich wie du. Damit sind wir schonmal zu viert. Dennoch glaube ich nicht, dass du oder ich ein „fehlendes, instinktgetriebene Sozialbedürfnis“ haben. Wir sind nur schlauer als die anderen und befriedigen diese Bedürfnisse daher einfach smarter. Und überhaupt ist die laute Masse nicht das Maß aller Dinge. War es nie! Wird es nie sein!

Aber ich möchte da etwas konkreter werden.

Funktionen von und in Gruppen

In Gruppen finden sich immer die gleichen Stereotypen:

  • Eine Person, die diese Gruppe anführt
  • Eine Person, die Ahnung hat und Probleme lösen kann
  • Eine Person, die kritisch hinterfragt
  • Und x Arbeitsbienen, die das umsetzen, was die anderen Personen sich so ausdenken.

Aber warum sollen die Arbeitsbienen das tun, was der Anführer sagt? Und wollen sich die Arbeitsbienen nicht auch wichtig fühlen? Warum soll der mit Ahnung nicht in eine andere Gruppe wechseln, wo er der Anführer sein kann?

Alle diese Fragen können zu Konflikten in der Gruppe führen und lassen sich nie zur Zufriedenheit aller lösen. Zum Selbstschutz schafft die Gruppe daher andere Konflikte. Konflikte, die zwar auch nicht gelöst werden können, die aber nicht so groß sind, dass die Gruppe darunter leidet. Zum einen gibt es vielleicht ein großes gemeinsames Ziel (Kirche = das ewige Leben im Himmelreich, Arbeit = Vergleich der Produktivität mit dem Nachbarteam, Politik = Gute westliche Welt, Böse oder Hinterwäldlerisch alle anderen). Zum anderen suchen sich die Personen im direkten Kontakt miteinander gemeinsame Konflikte (der Anführer ist doof, der Typ mit Ahnung tut nur so, die Arbeitsbiene x macht viel weniger und so weiter).

Das „Gegeneinander“ ist also der Kleber, der die Gesellschaft zusammen hält. Die Probleme, die wir so einfach lösen wollen, dürfen nicht gelöst werden, da die jeweiligen Personen dann vor einem viel größeren Problemen stehen, nämlich der Wahrheit über ihre niedere Existenz.

Warum sind wir jetzt schlau?

Weil wir uns vollkommen bewusst sind, wer wir sind und warum wir sind. Wir können nicht anderen Schuld geben. Wir haben verstanden, dass wir für unser Handeln verantwortlich sind. Zum Beispiel hat nicht die Telekom verhindert, dass ich mich beruflich weiter entwickel und meine Frau hat es nicht verboten. Ich habe mich für den bequemen Weg entschieden. Ich hab meiner Frau ihre Entfaltungsmöglichkeiten gelassen. Und ich hab Angst, meine Komfortzone zu verlassen.

Mir ist auch bewusst, dass ich den Ansprüchen andere Menschen nicht gerecht werden kann. Dem einen Nachbarn ist mein Garten vielleicht zu Öko, dem nächsten ist er vielleicht zu wenig Öko. Der eine regt sich ganz sicher über die Blätter, auf die ich nicht zusammenfege. Warum sollte ich es also versuchen? Dieses Problem kann ich nicht lösen, also versuche ich es auch gar nicht. Dann sieht der Garten so aus wie es mir passt und fertig. Das Gleiche gilt natürlich für meine Klamotten, meine Autos, die Sauberkeit in meinem Haus und und und und und.

Und wir sind schlau genug, dass wir das ganze Konstrukt nicht kaputt machen. Denn irgendwie gibt es auch in uns Konflikte, die nicht gelöst werden wollen. Auch wenn wir das nicht zugeben.