Sicherheit 2016

André Westphal schreibt auf Caschys Blog:

Eine gewisse Kluft, öffnet sich bei der E-Mail-Nutzung: Zwar halten zwei Drittel der Befragten die Verschlüsselung privater E-Mails für wichtig, nur ein Drittel verschlüsselt die Nachrichten dann aber auch wirklich. Die Ursache für den Verzicht ist dabei eindeutig – Bequemlichkeit.

In dem Beitrag geht es um die Auswertung des durch die Telekom veröffentlichten Sicherheitsreport2016.

Ich halte den Rückschluss „Bequemlichkeit“ für falsch. Was passiert im Kopf der meisten Befragten:

Frage: Ist es Wichtig private Mails zu verschlüsseln?

Befragter denkt: Verdammt. Kniffelig. Verschlüsseln ist Sicher. Sieht man ja immer an dem grün Hinterlegten Schlüsselsymbol im Browser. Sicherheit ist wichtig. Also ist es wichtig Mails zu verschlüsseln. Klar.

Befragter antwortet: Ja das ist sehr wichtig.

Aber schauen wir uns den Report weiter an:

48 Prozent der Bürger machen sich große Sorgen über eine mögliche Pflegebedürftigkeit bzw. Demenz im Alter. 45 Prozent befürchten, von Altersarmut betroffen zu sein, dass das Geld im Alter nicht reicht. Aktuell ebenso verbreitet ist bemerkenswerterweise die Furcht vor Terroranschlägen. Daneben machen sich jeweils 39 Prozent der Bevölkerung persönlich große Sorgen über lebensbedrohliche Krankheiten wie Krebs und über Einkommensverluste, dass ihnen weniger Geld zum Leben zur Verfügung stehen könnte. Vergleichsweise wenig verbreitet ist angesichts der robusten Konjunkturlage in Deutschland dagegen die Befürchtung, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren: 19 Prozent der Gesamtbevölkerung und 21 Prozent der Berufstätigen machen sich darüber große Sorgen.

Ich bezweifel stark das einer der 1496 befragten Personen morgens aufwacht und sich über eines der obigen Themen sorgen macht oder abends genau deswegen nicht schlafen kann.

Nein, der Bürger hat das Gefühl eine Meinung haben zu müssen. Und wenn man keine eigene Meinung hat, dann nimmt man die Meinung an die im allgemeinen gültig ist. Sie rufen das ab, was sie in den letzten Jahren zu einem Thema gehört und gelesen und konsumiert haben und schließen daraus und bewerten diese Informationen und dann „machen sie sich die Sorgen“.

Und da man sich erst in dem Moment Sorgen über das Thema macht, in dem man befragt wird, hat man natürlich keine Gegenmaßnahmen getroffen. Eigentlich ist die Unwissenheit und die Gleichgültig die Ursache für die Ambivalenz der Sache.

Würde man die Fragen gezielt einer Gruppe von Fachleuten stellen, würden das Ergebnis ganz anders ausfallen. Würde mir die Frage nach der Wichtigkeit der verschlüsselten Mails gestellt werden, würde ich folgenden Inneren-Dialog führen:

Sollten meine Mails verschlüsselt werden? Mal überlegen

Was macht die Verschlüsselung? 

Sie verhindert das auf dem Weg vom Absender zum Empfänger der Inhalt der Nachricht gelesen oder verändert werden kann. Außerdem sorgt Sie dafür das ich mir sicher sein kann, das der Absender auch wirklich der Absender ist.

Klingt ja erstmal gut. Was bekomme ich den für Mails? 

Neben Spam erhalte ich einige gewünschte Newsletter, Bestell- und Versandbestätigungen und Benachrichtigungen zu verschiedenen Foren. Ganz selten führe ich Dialoge per Mail, und wenn sind das Reklamationen.

Gibt es denn jemand der Interessen an diesen Nachrichten hat?

So lange ich in keinem faschistischen Staat lebe, sicher nicht. Naja, vielleicht die Werbetreibende Industrie. Diese hat die relevanten Infos schon, den von dort kommen die Nachrichten ja. 

Lohnt der Aufwand den dann?

Nö ... und wenn dann nur in Einzelfällen.

Vermutlich sollte man eher die gegenteilige Antwort als Wahr ansehen. Also die Personen die eine Verschlüsselung von Mails als nicht so relevant ansehen, werden vermutlich ehrlicher geantwortet haben oder differenzierter darüber nachgedacht haben und damit die wertvollere Aussage getroffen haben.