Vom leben und sterben

Tod und Leiden … Nachbar F. ist mit Anfang 50 gestorben. Tante T. wollte sich mit Mitte 70 das Leben nehmen, weil sie den Tod des Mannes nicht verkraften kann und einsam ist. Oma A. hat mit Anfang 90 keine Lust mehr zu leben.

Der Tod ist in meiner Nähe. Die Angehörigen leiden. Viel passiert da in mir, wenn ich darüber nachdenke.

So schlimm das alles ist. Ich will mein Leben nicht von der Angst vor dem Tod bestimmen lassen. Ich will gut leben. Will saufen und essen und genießen. Ich will nicht zum Arzt laufen und mich untersuchen lassen, nur um einen Verdacht auszuschließen. Und was mach ich, wenn ich Krank bin? Kämpfen? Wofür? Für einen langen schweren Tod? Wenn der Krebs da ist und ich die Wahl habe zwischen 6 Monaten gutem Leben oder 12 Monaten leiden durch Chemo … dann wähle ich die 6 Monate. Und mach da einfach 5 draus … ich will ja die Überraschung auf meiner Seite haben.

Ich will niemandem zu Last fallen. Ich will auch nicht auf Teufel komm raus alt werden. Aber wenn ich alt werde, werde ich es zu genießen wissen.

Und weil das so ist, bin ich auch Egoist genug zum zu sagen: Corona ist mir egal. Wer sich nicht schützt und krank wird, ist selber schuld. Und auf Minderheiten kann man eben auch nicht ewig Rücksicht nehmen. Ich lebe hier und jetzt. Ein zweites Leben hab ich nicht.

Und ja, ich hab Verantwortung. Natürlich nehme ich Rücksicht durch Abstand, bin selber geimpft und trage Maske. Ich versuche auch nicht die Welt schlimmer zu verschmutzen als notwendig. Aber nochmal: ich lebe jetzt. Ich kann nicht leben wie ein Bauer im Mittelalter oder wie Jäger und Sammler in der Steinzeit. Und wenn alle Glück haben, sterbe ich früh, aber glücklich. Wetten?