Die richtige Hilfe

In diesem Beitrag möchte ich zum denken anregen. Ich möchte erklären warum man immer vor einer (auch noch so kleinen) Entscheidung über alle Fakten Bescheid wissen muss. Mal schauen ob mir das gelingt.

Ich glaube es ist ein alter Hallervorden-Sketch der mir seit Tagen im Kopf herumschwirrt:


Eine Großmutter mit Filzmantel, Handtasche und allem drum und dran steht an einer vielbefahrenen Straße und schau hilfesuchend. Ein Junge, offenbar Pfadfinder, sieht die Dame und flitzt zu Ihr hin, und fragt ob er helfen kann. Die Großmutter setzt zur Antwort an: „Ja gerne, ich möchte …. “ „…. gerne auf die andere Straßenseite!“, vervollständigt der junge Mann die Antwort der alten Dame und nimmt Sie unter den Arm.

Mit ausgestreckter Hand weißt er die Fahrzeugführer darauf hin das er jetzt die Straße überqueren wird und zerrt die Dame hinter sich her. Reifen quietschen und unter Einsatz seines Lebens erreicht der Junge mit der Dame die andere Seite. Die Großmutter will was sagen aber der Junge geht schon weiter. Er winkt glücklich und sehr zufrieden und ruft: „Kein Problem, gern geschehen!“. Vermutlich hat er sich gerade ein neues Pfadfinderabzeichen verdient.

Die Kamera zeigt jetzt sehr dicht auf das gequälte und unglückliche Gesicht der Großmutter und folgt dann dem Blick zurück zu der Stelle von der die beiden gestartet sind. Man sieht eine Tasche auf dem Boden stehen und im Hintergrund eine Bushaltestelle. Ein lachendes Publikum wird eingespielt. Ende.


Sicher ist es klar: die Großmutter wollte gar nicht über die Straße. Sie wartete auf den Bus und zu allem Überfluss und Ihre Tasche konnte Sie auch nicht mitnehmen. Und ganz offensichtlich hat der junge Mann nicht aus Nächstenliebe gehandelt sondern aus purem Eigennutz. Er wollte eine gute Tat vollbringen und sich damit brüsten können. Ob es das richtige war, vollkommen egal.

Den gleiche Effekt erlebe ich täglich in meinem Umfeld. Es wird eine Schlagzeile genommen, diese ausgespuckt und einen Schluss dazu gezogen.

So schrieb in Mastodon neulich einer das 400 000 Menschen in Deutschland obdachlos sind (und verlinkte den passenden Artikel beim Deutschlandfunk) und jeder solle helfen. Zum Beispiel mit einer warmen Mahlzeit.

Aus dem Artikel ging dann hervor das von den 400 000 als Obdachlos gezählten „nur“ 40 000 Menschen tatsächlich auf der Straße lebten.Die anderen lebten bei Freunden oder in Einrichtungen. Auch über die Gründe der Obdachlosigkeit wurde hier nur kurz die hohen Mieten angesprochen.

360 000 Menschen haben also kein Eigenheim. Sind dadurch aber nicht automatisch arm und vor allem haben Sie ganz sicher eine Warme Mahlzeit. Ist diesen Menschen mit dieser Verallgemeinerung geholfen?

Aber Alex… das ist doch nicht schlimm. Warum bist du da denn so angepisst? Ganz einfach, weil das die gleichen Mechanismen sind, die von Populisten genutzt werden. Weil das die gleichen Mechanismen sind die unsere Gesellschaft ausbremsen. Abschaffung von Schulnoten: Dann tun die Schüler ja nix. Einführung von BGE: Dann geht ja keiner mehr Arbeiten. Linke die gegen Rechte demonstrieren: Die Linken randalieren aber auch sehr doll. Und so weiter und so fort.

Egal welches Thema. Die Leute wollen sofort und auf der Stelle eine Meinung parat haben und diese präsentieren. Gerne mit einer Lösung. Ich will mich da nicht ausnehmen. Aber ich bemühe mich. Ich bemühe mich täglich, Themen erst zu hinterfragen und zu überdenken und zu relativieren und dann eine Meinung zu äußern.

Und wenn wir das alle machen, dann merken wir das es uns eigentlich ganz gut geht.

Und wenn wir das alle machen, dann sind wir für Wege offen die unsere Gesellschaft nach vorne bringt.

Und wenn wir das alle machen, dann finden wir Wege wie es allen Menschen auf dieser Erde besser geht.

Und dann …. ja dann können wir auch die Natur retten ….