Fahre an einem frühen Abend durch Oldenburg auf einer relativ ruhigen Nebenstraße auf eine Ampel zu. Die Ampel wird rot. Natürlich wird sie rot. Ich bin der König der roten Ampeln. Wenn Ihr mit Garantie an jeder Ampel auf einer Strecke stehen bleiben wollt, dann einfach mir nach.
Die Ampel wir also rot und ich halte pflichtbewusst. Auf der linken Straßenseite sehe ich an der Ampel auf dem Fußgängerweg einen Raben stehen. „Lustig, wie ein Mensch.“ denke ich und schau wieder auf die Leuchtzeichen. Ich sehe das die Fußgängerampel grün wird. Der Rabe, hüpft los. Oder ist es ein gehen? Ich weiß nicht, wie man die „ohne-Flügel-fortbewegungs-Methode“ von Vögeln richtig betitelt. Der Rabe überquert also die Straße. Exakt auf dem roten Streifen, der für die Fußgänger auf den Teer aufgebraucht ist. Der Rabe ist flott, aber nicht zu flott. Der Rabe ist zielgerichtet. Er sucht nicht nach irgendwas zu Essen auf dieser Straße. Er überquert die Straße. Ganz offensichtlich.
Von rechts kommt ein Fahrzeug, das nach links abbiegt und damit den Weg des Raben kreuzt. Der Rabe weicht elegant mit einem Flügelschlag nach hinten aus und nimmt dann seinen ursprünglichen Weg wieder auf. Jetzt schaltet die Fußgängerampel wieder auf Rot. Der Rabe hat noch vielleicht 1,5 m bis zur Bordsteinkante, stellt fest, dass die Ampel rot wird und erhöht das Tempo. Bis meine Ampel grün geworden ist, ist der Rabe bereits auf dem Gehweg und ich kann problemlos fahren.
So ein vorbildliches Verhalten würde man sich doch von so manchem menschlichen Fußgänger wünschen.