Mit 13 oder 14 hab ich mit meinem besten Freund gemeinsam einen Film geschaut. Irgendein Limonaden-Getränk und natürlich Chips mit am Start. Natürlich habe ich etwas gekrümelt. Kann ja mal passieren, nicht wahr? Mein Kumpel wollte sein neu eingerichtetes Zimmer aber absolut sauber halten und sprang auf, um einen Staubsauger zu holen. So ist er halt. Er kam dann mit einem sehr hässlichen und recht schweren Automaten die Treppe hoch geschlurft und reinigte den Boden. Obwohl ich zu dem Zeitpunkt schon 10 Jahre in dem Haushalt ein- und ausgegangen bin, hatte ich den Staubsauger noch nie gesehen und er wirkte recht altertümlich auf mich. Daher fragte ich natürlich nach.
Es folgte ein überzeugtes Referat darüber, dass es sich um einen Vorwerk-Staubsauger handelt, der zwar ziemlich teuer sei, dafür aber ja auch ewig halte. Das Gerät war wohl schon über 15 Jahre in dem Haushalt gewesen. Noch nie was kaputtgegangen und so. Total toll. Einige Jahre später erfuhr ich dann, wie viel teurer ein solches Gerät ist und hielt die Menschen für verrückt.
Im Oktober letzten Jahres kaufte meine Frau einen Thermomix aus dem Hause Vorwerk. Auch dieses Gerät ist recht hochpreisig. Und als Wochen später Lidl mit einem ähnlichen Gerät für ein Drittel des Preises Werbung machte, fragte ich mich schon wie viel schlechter dieses Gerät den nun wirklich ist. Dabei ist bei mir die Theorie des Vorwerk-Effektes entstanden. Na ja, eigentlich hatten Holger und ich, diese schon früher in ähnlicher Form. Aber als aktuell selber Betroffener hat sich das ganze bei mir doch sehr manifestiert.
Der Vorwerk-Effekt tritt bei sogenannten Premium-Produkten auf. Die Produkte zeichnen sich in erster Linie dadurch aus, dass die Hersteller einen sehr hohen Preis verlangen und offensichtlich einen Verkauf des jeweiligen Produktes unter diesen Preis nicht erlauben. Um diesen Preis herum wird eine Geschichte über Haltbarkeit und Wertigkeit gesponnen. Sie erreichen damit eine Käuferschicht, die sich mit Ihrem Besitzt gerne vom Rest der Gesellschaft absetzen möchte, die aber das jeweilige Produkt gar nicht soooo viel verwenden bzw. in dem jeweiligen Gebiet nicht so affine sind, um sich wirklich ein Urteil bilden zu können.
Aber da man ein solches Produkt ja hat, um damit angeben zu können, wird möglichst viel darüber gesprochen und dabei werden dann die Werbeversprechen des Vertrieblers heruntergebetet. Dadurch wird eine weitere Käuferschicht erschlossen, die das Gerät dann auch kauft und so weiter.
Jetzt könnte sich natürlich herausstellen, dass dieses Gerät gar nicht so viel besser ist, wie die günstigeren Konkurrenzprodukte. Das wollen und können sich die Käufer aber nicht eingestehen. Denn Sie haben ja richtig viel Patte auf den Tisch gelegt. Also wird weiter gesponnen (ohne böse Absicht, wohlgemerkt), wie toll das Produkt xy ist.
Und das ist dann der Vorwerk-Effekt.
Man könnte es aber auch den Sonos, Teufel, Miele, VW, Mercedes oder Apple-Effekt nennen. Diese und weitere Produkte verfahren genau nach diesem Prinzip. Und dass es funktioniert, zeigt nur zu deutlich, dass wir in einer Wohlstandsgesellschaft leben.
3 Antworten zu „Der Vorwerk-Effekt“
Naja, Vorwerk ist schon wirklich eine gute Marke – das sage ich als Thermomix-Besitzerin. Mein Sohn hat das verbilligte Lidl-Modell und ist auch sehr zufrieden. Allerdings ist diese Ausgabe nicht so stabil, wie das Original.
Meine Mutter hatte immer einen Vorwerk-Staubsauger. Als ich den übernommen hatte, war er bereits 20 Jahre alt, als ich ihn weggeschmissen habe, 27.
Das ist dann schon irgendwie sehr nachhaltig!
Aber ich gebe zu, die Produkte sind mehr als hochpreisig. Ich würde sie nur gebraucht kaufen (der Thermomix ist von ebay), zumal mich die Verkaufsform mit den Partys so nervt.
LG
Sabienes
Hallo Sabienes,
nachhaltig wäre es den Dreck mit dem Besen zusammenzukehren und so die Umwelt nicht mit Energieverbrauch und Wegwerf Staubsaugerbeuteln zu belasten. Teppiche nicht fest verlegen sondern drauflegen und Regelmäßig ausklopfen und so weiter.
Aber schreib doch bitte mal nen ausfürhlichen Lidl-Thermi gegen Vorwerk-Thermi Bericht. Das würde mich wirklich interessieren. Und bestimmt nicht nur mich.
Mfg der Alex
[…] Natürlich ich, denn wen soll man sonst fragen? Die Nutzer? Bei den meisten iOS-Nutzern ist es doch so: Weil man eigentlich keine Ahnung von Technik hat, geht man auf Nummer sicher und kauft sich das System das Teuer ist, weil Teuer ist gleich Gut, und das so weit eingeschränkt ist das man eigentlich nichts falsch machen kann. Den Androiden Kram kann man ja schließlich nicht kaufen. Das ist doch alles billiger Schrott und schlecht kopiert. Und wenn Dinge vielleicht wirklich nicht gut sind, dann greift hier der Vorwerk-Effekt? […]