Die Diskussion um DAB+ geht vielen, glaub ich, vollkommen am Arsch vorbei. Entweder verstehen Sie gar nicht worum es da geht oder fühlen sich nicht betroffen.
Betroffen sind wir aber alle, weil das Projekt DAB+ durch unsere Steuergelder finanziert wird/wurde und deshalb maximal ärgerlich ist. Ich weiß nicht wie DAB+ entstanden ist. Ich vermute aber so:
Büro des Verbandes der Radiosender, ein Meeting, vor vielen Jahren.
Entscheider: Die Werbeeinnahmen gehen zurück, die Anzahl an Zuhörer geht zurück. Woran kann das liegen.
Mitarbeiter a: Das Internet ist Schuld. Die Menschen informieren sich selbstständig im Internet. Musik können Sie streamen und so immer und über all das hören was sie wollen und nicht nur das beste von früher bis heute und was da noch kommt. Individuelle Bedürfnisse werden da bedient. Ganz toll, ganz toll.
Mitarbeiter b: Echt? Wie geht das denn? Und das kostet doch ne Menge Geld. Oder ist das alles Illegal?
Mitarbeiter a: Internetzugang haben sowieso schon sehr viele. Brauchen Sie ja für eBay und Amazon. Und dieses neue Ding. Facebook …. soziale Medien nennt man das wohl. Ja die Musik ist teils illegal. Teils aber auch durch spezialisiert Webradios ausgestrahlt. Die zahlen GEMA und sind rechtlich auf der sicheren Seite. Spielen aber immer sehr spezielle Musik. Eben das was die selber möglichen.
Entscheider: Toll …. das machen wir auch.
Mitarbeiter a: Neee, geht nicht. Auf den UKW-Frequenzen ist nicht genug Platz um den jeweils individuellen Bedarf zu decken. Außer natürlich wir digitalisieren. Dann können wir auf einer Frequenz jede Menge Dienste anbieten. Da geht was.
Mitarbeiter b: Naja, der Empfangsradius ist dann aber geringer, wir brauchen also mehr Sender. Und ob wir den Mehrwert personell wirklich decken können.
Entscheider: b, warum immer so negativ. a, so machen wir das. Stellen Sie eine Liste der Dinge zusammen die wir dafür benötigen.
Ein wenig später auf einer Lobby-Party. Entscheider hat sein Vorhaben anhand einer PowerPointPräsentation von Mitarbeiter a aus seinem Büro vorgestellt. Nicht alle Details wurden verstanden. Ist aber egal.
Politiker: Ei, was kostet denn der Spaß? Und wir groß ist der Nutzen?
Entscheider: Summe X …. voraussichtlich. Laufende Kosten werden natürlich auch steigen und wir müssen Budget offen lassen für eventuelle Weiterentwicklungen. Aber es geht ja schließlich um das Grundrecht der Informellen Selbstbestimmung. Wir müssen dafür sorgen das jeder Bürger alle für sein demokratisches Selbstverständnis notwendigen Informationen frei verfügbar erhält.
Politiker: Klar, aber sprachen Sie nicht von Sparten-Musikkanälen?
Entscheider: Ja, das ist natürlich das Opium fürs Volk und auch das Logmittel überhaupt den Empfänger einzuschalten. Darunter mischen wir dann die relevanten Informationen.
Politiker grübelt…
Lobby-Mann: Herr Politiker, ich sehe da eine große Chance. Die Mobilfunker brauchen weitere Frequenzen für Ihr Netz. Wenn die UKW Frequenzen frei werden, können wir die Nutzen. Durch den Verkauf der Frequenzen können Sie Geld einnehmen. Viel mehr als Ihnen dieses DAB+ kostet. Eine WinWin-Situation.
Politiker / Entscheider: Goil …. so machen wir das.
Einige Jahre später, gleiche Lobby-Party
Lobby-Mann: Wir brauchen von den Radio-Leuten so langsam mal die Frequenzen. Was is’n damit?
Politiker: Ja, was ist denn damit?
Entscheider: *räusper* … das mit dem DAB+ das läuft nicht so richtig. Nicht viele Empfänger. Nicht viel Akzeptanz. Wir können UKW nicht abschalten.
Politiker: Warum denn keine Akzeptanz? Das war doch so eine Mega-Idee mit all den Dingen die das Volk möchte. Und denken Sie an die Grundrechte.
Entscheider: Ja … hm … also wir senden zwar einige neue Sparten-Sender aber viel mehr an Mehrwertinformationen übertragen wir nicht. Da die meisten Radioempfänger mit DAB+ in PKWs verbaut sind, werden diese sowieso nicht wahrgenommen. Die Fahrer sollen ja auf die Straße schauen, nicht aufs Display. Da haben wir uns die Resourcen gespart die zu befüllen. Kostet ja alles Geld. Außerdem ist das Netz nicht gut genug ausgebaut. Gerade im ländlichen Raum ist der DAB+ Empfang nur so la la. Wir brauchen Geld….
Politiker: Wir machen ne Image-Kampagne, dafür bekommen Sie Geld. Und wir erhöhen den Druck in dem wir per Gesetz ein Zieltermin für die Abschaltung beschließen. Dann muss das Volk DAB+ toll finden.
Noch einige Jahre später. Party .... ihr wißt schon
Lobby-Mann: Hallo Neuer Politiker, ich hab Sie doch neulich wegen der Frequenzen informiert. Es passiert nix. Wir bekommen jetzt ja bald 5G. Mega toll. Aber wir brauchen noch mehr Frequenzen. Das Volk will Mobile Bandbreite.
Neuer Politiker: Was ist denn DAB+?
Entscheider: Ich zeig Ihnen mal ne Präsentation.
Neuer Politiker: Ziemlich Retro was? Aber das ist doch alles kein Mehrwert. Das hab ich doch heute alles im Internet. Spotify, Twitter und so was. Das wollen die Menschen.
Lobby-Mann: 5G ist die Lösung. Wir brauchen aber Geld dafür. Besser in 5G investieren als in DAB+
Neuer Politiker: Na dann machen wir das so.
So oder so ähnlich. Wer weiß. Fakt ist das DAB+ nicht funktioniert. Mein Radio kann DAB+, schaltet aber auf FM um wenn der der Empfang von DAB+ nicht gut genug ist. Darum kann ich im Auto kein Radio mehr hören. Denn ich fahre übers Land und da schaltet das Radio ständig um. Das passiert aber nicht nahtlos. Von FM auf DAB+ höre ich die letzten 3 Sekunden erneut. Von DAB+ auf FM fehlen mir 3 Sekunden. Das ist schrecklich.
Und nein, 5G ist eben nicht die Lösung. Denn Radio erfüllt einen ganz anderen Zweck. Wie Holger schon schrieb geht es eben zum einen darum ein Medium zu haben das immer und leicht verfügbar ist und mit dem man wichtige Informationen verteilen kann. Auch relativ unabhängig von der Infrastruktur. Und da ist UKW sicher besser als 5G.
Und es geht um ständige und einfache Verfügbarkeit und auch das ist mit UKW mehr als gegeben. Schade das wir das vermutlich nicht mehr lange haben werden…..
Eine Antwort zu „5G, DAB+ oder was?“
Das ist ein Tennisball!
Den spiel ich zurück, aber erst mache ich Urlaub. Also, liebe Leser: noch mindestens zwei Wochen Geduld!
VG
H