Nicht nüchtern

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Von betrunkenen Jugendlichen und vorwurfsvollen Erwachsenen.

Mitten in der Nacht

Es ist ca. 1 Uhr. Mein Handy klingelt. Eine mir unbekannte Nummer, mitten in der Nacht. Schlaftrunken überlege ich, was das sein kann. Das Kind ist noch „draußen“ unterwegs. Ich gehe also ans Handy.

„Wir haben ein Problem mit deinem Sohn Constantin.“ Ich bin mir nicht sicher, ob sich die Person vorgestellt hat, aber ich erkenne die Stimme sofort. Es ist die Stimmer einer Mutter, dessen Sohn mit meinem Sohn in den Kindergarten und die Grundschule gegangen ist.

Ich verdrehe die Augen und brumme ein: „Ja?“ ins Telefon. Die Wortwahl und die Tonart machen sofort klar, dass es ihm gut geht, aber er irgendwie Scheiße gebaut hat. Also entweder hat er was kaputt gemacht, ist nicht nüchtern und hat die Bude vollgekotzt oder hat sich geprügelt. Also nichts was mir in dem Alter nicht auch passiert wäre und nichts was mich überraschen würde.

Es folgt eine, gefühlt sehr lange, Ausführung darüber, dass der ein anderer Junge in einem sehr desolaten Zustand mit dem Roller meines Sohnes fahren wollte, die Eltern das mitbekommen haben und ihm den Schlüssel weggenommen haben. Auch mein Sohn machte keinen frischen Eindruck und deswegen wolle man ihn auch nicht fahren lassen. Ich solle doch bitte kommen.

>> Klar, fein. Gute Sache. Wenn nüchterne Menschen merken, dass andere sich ins Unglück stürzen, dann sollten die darauf Einfluss nehmen. Und wenn es sich dabei um benebelte Teenager auf 50 ccm Roller handelt, dann wirklich mal doppelt. Oder anders: Auch ich hätte in dieser Situation den Roller festgesetzt und die Jungs zu Fuß nach Hause geschickt. Hätte ich den Eindruck, dass das nichts wird, hätte ich die Bengel vielleicht nach Hause gefahren. Nur bei sehr wenigen Eltern oder nur in sehr schlimmen Fällen würde ich das Telefon in die Hand nehmen. Ich will ja in erster Linie, dass die Kids sicher nach Hause kommen und niemandem schaden. Ich will niemandem Ärger machen oder Strafen provozieren. Darum geht es nicht. <<

Ich ziehe mich also an und fahre einmal durchs Dorf und parke auf der Auffahrt. Beim Aussteigen wird mir der gesamte „Vorfall“ nochmal ausführlich geschildert, zusammen mit einigen komischen Formulierungen. Insgesamt machten die Erwachsenen einen extrem unentspannten und aufgeregten Eindruck und die Kids einen sehr gleichgültigen. Wieder Erwachsene, die alles besser wissen und wieder Erwachsene, die auf uns herumtrampeln.

Die Erzählung endet mit: Muss du entscheidest, ob die Jungs mit dem Roller fahren dürfen. Was das jetzt für ein komischer move?

Ach … ich kann es nicht so richtig wiedergeben. Es war eine merkwürdige Situation. Die Jungs wie auch ich hatte das Gefühl, dass hier sehr viel Vorwurf im Raum steht bzw. auf der Straße liegt. Und ich finde, das muss in einer solchen Situation nicht sein. „Hey, hole mal dein Sohn hier ab, der ist nicht mehr fahrtauglich.“ wäre vollkommen okay gewesen. Aber das ganze drumherum …