Einzelhandel und Gastro fragt sich, wo die Arbeitskräfte sind. Ich sage es euch: Die sind damit beschäftigt, sich zu bewerben.
Der Junior mit seinen 16 Jahren möchte gerne etwas Geld verdienen. Er hat keine Lust mehr mich anzubetteln und ich hab keine Lust mehr Nein zu sagen. Er hat neben der Berufsschule und täglichen Gym besuchen noch Freizeit und seien wir mal ehrlich: 12 € die Stunde, Steuerfrei, ist schon ein guter Nebenverdienst.
Da er ja Vormittags und tageweise auch Nachmittags in der Schule ist, stehen die frühen Abende und die Samstage zur freien Verfügung. Von Schwester und Frau weiß ich: Das sind Zeiten, in dem der Einzelhandel Personal braucht. Händeringend. Denn Mütter und Väter wollen Abends bei den Kindern sein bzw. Kinderbetreuung findet in Niedersachsen nur Vormittags statt. Aus unserer Sicht also kein Problem, einen Kassenjob zu finden.
Denkst de.
Bewerbung muss immer irgendwie online sein. Geht dann über irgendwelche Recruiter und dauert ewig. Außerdem will man Anschreiben, Zeugnisse und Lebensläufe haben. Bei dem einen Laden muss man sich umständlich online registrieren, bei dem anderen sich schon mit Antworten auf geschickten Fragen qualifizieren. Ein Elend. Für einen ungeduldigen Jugendlichen ist das nichts. Nach er ersten Euphorie ist nichts gekommen. Da verliert man schnell die Lust und das Interesse und kümmert sich wieder um das herumlungern.
Ich verstehe das nicht. Zeugnisse vom letzten Arbeitgeber sind immer geschönt, man will ja keine Klage riskieren. Zeugnisse von der Schule nicht relevant – jemand der nach 10 Jahren Schule frustriert ist, kann trotzdem einen Superjob an der Kasse machen. Kasse ist ein Computer, Computer können die Kids. Zumindest bedienen.
Anschreiben? Geschwollenes Gewäsch. Immer unehrlich ohne Substanz und von einem lyrischen Bekannten oder Verwandten dahin gerozt oder Floskeln aus dem Internet kopiert. Warum tun sich die Personaler das an? Und was glauben die, was die da für Stellen ausschreiben? Kasse ist Kasse, Packen (Ware) ist packen. Da muss man im Bewerbungsverfahren nicht so tun, als wäre man CTO bei Apple.
Ich höre überall, dass es kein Personal gibt. Hier habt ihr Personal. Nehmt die Kids von der Straße, die freuen sich. Macht die Hürden niedriger. Kurze Info wann gearbeitet werden kann und ob schon Vorerfahrung besteht. Probe Arbeiten. Entscheiden. Fertig.
Jeder gute Teamleiter, Verkaufsstellenleiter, Filialleiter wird sofort erkennen, wer was taugt und wer nicht. Dann wird das was mit dem Arbeitsmarkt.
Und ich denke da nicht nur an die Kids. Ich denke auch an Flüchtlinge, Immigranten oder Menschen, die schulisch nicht so fit sind / waren. Für die ist jedes online Formular, jedes Anschreiben … alles ist das einfach eine unnötige Hürde.
Eine Antwort zu „Mal eben einen Job“
Irma (inkl. Getränkemarkt) in Eversten sucht immer Leute, gerade für Randzeiten. Und man kann einfach persönlich hin und sich vorstellen.