JuZ und gut – Teil 1

Neulich bei meiner Mutter auf der Couch gesessen und einer Zeitschrift geblättert. So eine Dorf-Zeitschrift (Uplengen Blattje) und stolperte über folgenden Beitrag:

Und da werden Erinnerungen wach.

Gründung eines Jugendrates

Ich muss gerade volljährig geworden sein, da gab es einen Aufruf der kommunalen Gemeindeverwaltung. Alle Jugendlichen zwischen 15 (??) und 21 Jahren wurden aufgerufen zu einer Infoveranstaltung ins Gemeindehaus zu kommen. Es soll ein Jugendrat gegründet werden. Der Jugendrat soll der Gemeinde die Wünsche der Jugend in der Gemeinde und gleichzeitig die Kommunalpolitik zu den jungen Menschen bringen.

Mein Kumpel Frank und ich entschieden, dass wir da mal hingehen. Kann man sich ja mal anhören. Es kann auch sein, dass wir dahin sind, weil wir gehört haben, dass bestimmte junge Damen dort auch teilnehmen wollen und wir uns so einen näheren Kontakt versprachen. So genau weiß man das heute nicht mehr.

Beim Betreten des Saals sah man sofort viele bekannte Gesichter und die Stimmung war leicht angespannt, aber fröhlich. Ganz offensichtlich wussten alle nicht so richtig, warum man da war. Aber das würde sich schon zeigen. Mindestens einer Person im Raum sah den Jugendrat als Einstieg ins eine politische Karriere, manche wurden von Ihren Eltern gedrängt und andere wollten wirklich etwas im „Dorf“ tun.

Der Gemeindeleiter stellt seine Idee vor (ein richtiges Konzept gab es nicht) und fragt, wer Lust zu dem ganzen hatte. Einige hoben die Hände. Unsere Namen wurden notiert. Die Anwesenden durften abstimmen und fertig war der Jugendrat. Alle, die sich nicht haben aufstellen lassen, verließen den Raum. Der Gemeindeleiter beglückwünschte uns, gab uns einen Termin für die erste offizielle Sitzung und einen Arbeitsauftrag. Ideen sammeln. Dann durften wir gehen. So standen wir vor der Tür und schauten und etwas sprachlos an. Wir waren offiziell ein Jugendrat. Die nächsten 4 Jahre können wir richtig was erreichen. Wie sehr wir als Gruppe zusammenwachsen würden und was wir gemeinsam erreichen würde, das war uns zu dem Zeitpunkt nicht klar.

Wie es mit den Jugendlichen in den 1990 Jahren auf dem Dorf so war.

Der gemeine Städter wird sich vielleicht darüber wundern, dass die Jugendlichen in dieser Geschichte sich so fremd sind. Die auf dem Dorf kennen sich doch alle. Und das stimmt auch. Irgendwie kennt man sich und irgendwie auch nicht. Da muss ich etwas ausholen.

Wo und wie werden Freunde zu Freunden? Genau … im Kindergarten und in der Schule. In der Gemeinde gab es damals drei Grundschulen. In jeder der Grundschulen gab es zwei Klassen pro Jahrgang. In der fünften Klasse wechselte man damals noch in die Orientierungsstufe. Hier wurden die 6 Klassen in 4 neue Klassen zusammengewürfelt. Viel blieb da von der alten Klasse nicht übrig. Umso überraschender ist es, wie schnell die alten Klassenkameraden zu den „Anderen“ werden.

Nach der 6ten Klasse geht es dann auf eine Haupt- und Realschule oder auf eines der drei Gymnasien in benachbarten Städten (naja, für die beiden Gymnasien in der Kreisstadt Leer musste man dann schon je nach Wohnort eine Stunde Busfahrt auf sich nehmen). So trennten sich die Wege der Kids schon nach 2 Jahren wieder und wenn man nicht gerade in einem Sportverein aktiv war, verloren die Schüler der Gymnasien schnell den Anschluss an die dummen Kinder auf der Haupt- und Realschule. Zum Teil vielleicht absichtliche, zum Teil aber auch einfach der Zeit geschuldet. Ein Realschüler, der um 13 Uhr Schulschluss hat, hatte um 14 Uhr seine Hausaufgaben fertig und wahr um 15 Uhr wieder „draußen“. Der Gymnasiast kam um 15 Uhr erst von der Schule heim.

Wenn man dann, wie ich, auch noch häufig den Wohnort gewechselt hat, kann es schon sein, dass es Menschen im gleichen Alter gibt, die man erst zufällig in der Schlange beim Fleischer sieht und sich fragt, warum man nur eine schlottrige Jogginghose und Schlappen anhat.

Um den Bogen zurück zum Jugendrat zuschlagen: Jugendliche aus vier verschieden Jahrgängen aus 3 verschiedenen Schulen, mit unterschiedlichen Interessen, Bildungsständen und Weltanschauungen. Wie soll das funktionieren und wie soll man sich da miteinander verstehen?

Überraschung – es geht nur um Party

Bei der ersten Versammlung wählten wir einen Vorsitzenden (Gruß an Guido … ich warte noch immer auf meinen Job als Chauffeure) und formulierten unsere Wünsche:

  • Jugendzentrum
  • Nachtbus zur angesagten Diskothek Tange
  • und Partys