Die Einfamilienhäuser in meiner Straße wurden alle so um 2004 – 2006 erbaut. Die Erbauer in der Regel dem Bildungsbürgertum an. Man will technisch auf dem Stand der Dinge sein, aber nicht zu verspielt. Elektrische Rollläden gehören zum Beispiel genauso zu Standard wie das digitale Display im Wohnzimmer, mit dem die Zentralheizung gesteuert wird (damit man sich den Gang in den HWR spart). Eine Hausstaubsauger (also die Rohre sind in der Wand verlegt und der Kompressor zum saugen steht im HWR. Im Wohnzimmer lässt es sich also sehr leise saugen.) ist eher teurer Firlefanz.
Als Bildungsbürger hat man natürlich ein Büro im Haus verplant. Bei den meisten ein kleineres Zimmer im Obergeschoss. Da macht man dann die Steuererklärung und zockt WOW während die Herzdame im Erdgeschoss die Kinder füttert. Ja, na gut. Der eine oder andere ist Lehrer oder Freiberufler und nutzt das Büro tatsächlich. In allen Fällen haben die Elektriker den Telefonanschluss in dieses Büro gelegt. In einigen Fällen wurde von dem Büro aus ein sternförmiges LAN-Netzwerk installiert. In keinem mir bekannten Fall wird dieses LAN-Netzwerk genutzt, statt dessen natürlich das WLAN des Routers.
Jetzt ist es ja so, dass in unserer Straße Glasfaser verlegt wurde und jetzt nach und nach die Anschlüsse geschaltet werden. Die Glasfaser wird natürlich in den HWR bzw. dort hinverlegt, wo auch Strom und Gas das Erdreich verlassen. Für mich war das fein, denn dort steht auch mein Router und mein Mesh-Netzwerk beginnt ebenfalls an dieser Stelle.
Viele Nachbarn haben aber jetzt ein kleines Problem. Den der Router steht nicht mehr da wo er sollte. Beim einen Nachbarn kommt das WLAN nicht mehr im ganzen Haus an, der andere kann seine Haustelefone nicht mehr verwenden, weil die Nebenstellen ja nicht mehr bei der Fritz!Box ankommen und so weiter.
Mir ist dadurch nur deutlich geworden, wie man sich vor 20 Jahren die Entwicklung der IT vorgestellt hat. Es war kurz vor dem iPhone und damit noch lange vor dem iPad. Man ging davon aus, dass man immer an Desktop PCs sitzen würde. Maximal würde man sich ein Notebook gönnen. Aber der Gedanke, das jeder im Haus seinen eigenen kleinen Computer in der Hand hält und damit im Internet surft und Dinge tut, den gab es noch nicht. Zumindestens im Mainstream nicht.