Meine Tabletten gegen Bluthochdruck sind alle. Eben ein Rezept vom Hausarzt holen und den Blutdruck senken … ha ha. Von wegen. Das E-Rezept ist da.

Meine Frau musste zum Hausarzt und „bestellte“ für mich das gewünschte Rezept. Doch stattdessen brachte sie mir einen Zettel mit auf dem Stand, dass ich jetzt ein E-Rezept erhalte. Das Ganze ist „auf der Karte“ gespeichert. Es könnte aber bis zu einem Tag dauern, bis das bei der Apotheke zu sehen ist, daher soll man doch bitte nicht sofort losrennen.

Schon ein merkwürdiger Hinweis, wie ich finde. Wenn ich jetzt was Akutes benötigen würde, müsste ich wegen der IT sterben? Kann ja eigentlich nicht. Aber gut, spiele ich das Spiel mit und warte einen Tag. Ach verdammt, Termin und Wochenende und schon ist es Dienstag.

Bei der Apotheke meines Vertrauens angekommen, wird die Karte frohen Mutes eingesteckt. Leider eine Fehlermeldung. Es kann kein Rezept geladen werden. Beherzter zweiter Versuch mit dem gleichen Ergebnis. Garte am Kittel gerieben und noch ein Versuch. Kartenleser resetet. Oh … jetzt will der Kartenleser eine PIN haben. Wer hat die PIN? Keiner hat die PIN. Wildes suchen und kramen und nach hinten ins Büro. PIN gefunden, eingegeben, nochmal gewartet, Karte eingesteckt. Nüscht.

Man möchte die IT anrufen. Kann man gerne machen, aber darauf warte ich jetzt nicht. Fahre weiter ins Nachbardorf. Nächste Apotheke. Karte eingesteckt, jetzt ne längere Fehlermeldung und eine ratlos schauende Dame hinterm Tresen. Bevor Sie anfängt, Dinge zu tun, sage ich artig Danke und schnappe mir meine Karte. Ab zum Hausarzt.

Die MTA (sind das MTA?) schaut in den Computer. Das Rezept ist ordnungsgemäß hochgeladen … sie kann von Ihrer Seite aus nichts machen. Sie brubbelt was von neuer Technik und kann man nichts machen (Fefe wird sich freuen). Ich frage Sie, wem ich jetzt den die Schuld geben soll. Sie druckt mir das Rezept (in riesengroß auf DIN A4) aus und sagt: Niemandem … wird beim nächsten Mal sicher klappen.

Ich fahre mit dem Zettel zur Apotheke und bekomme mein Medikament. Zuhause traue ich mich gar nicht, den Blutdruck zu messen. Der muss galaktisch hoch sein.

Dabei kann ich noch nicht mal jemandem böse sein. Alle haben getan, was sie konnten. Aber einfach, ohne Fehlerdiagnose, darauf zu vertrauen, dass es nächstes Mal klappt? Das kann ich als Problemlöser einfach nicht. Das geht nicht. Vor allem hat mich das ne Stunde Lebenszeit gekostet (oder so)

Mal überlegen, was die möglichen Ursachen sind:

Server überlastet, nicht erreichbar – klar, das Rezept wird nicht auf der Karte gespeichert. Denn auf dem Erklär-Zettel von der Praxis steht, dass die Rezepte auch telefonisch bestellt werden können und dann nicht mehr abgeholt werden müssen. Ergo werden die auf einen Server hochgeladen, die Karte ist nur der Schlüssel. Wenn aber der Server nicht erreichbar wäre, hätte die Arztpraxis ja auch nicht schauen können.

Vielleicht hat die Apotheke aber einen anderen Zugang zum zentralen Dienst. Die unterschiedlichen Meldungen bei den beiden Apotheken zeigt, dass es unterschiedliche System dafür gibt. Und vielleicht haben die Ärzte nen Premium-Zugang oder so.

Das werde ich weder lösen können, noch mit Sicherheit verifizieren.

Karte kann nicht gelesen werden – Wenn die Karte der Schlüssel ist, dann wurde der Schlüssel vielleicht falsch ausgelesen. Der Kontaktchip sieht schon etwas ranzig aus und vielleicht ist das erste Einlesen in der Apotheke etwas anderes wie das Aktualisieren der Daten in der Apotheke. Vielleicht sind die Kartenleser empfindlicher in der Apotheke.

Hm … auch das werde ich nicht ändern können. Maximal könnte ich mir eine neue Gesundheitskarte verschaffen.

Keine Lösung, aber ein Workaround. Ich müsste die Rezepte doch auch online einsehen können? Vielleicht in der App meiner Krankenkasse? Nein, das wäre zu einfach. Bei meiner Suche finde heraus, dass die ganze Infrastruktur von der Firma gematik geliefert wird und diese wiederum auch eine App anbieten, mit der man seine Rezepte sehen kann. Das hat den charmanten Vorteil, dass ich erst zur Apotheke fahren muss, wenn ich sicher bin, dass das Rezept „online“ ist und dass ich zur Not das Handy hinhalten kann und nicht nochmal zum Hausarzt fahren muss.

Ich lade die App herunter. Man kann sich einloggen, in dem man sich über die App seiner Krankenkasse verifiziert (Meine Krankenkasse ist nicht dabei) oder mit der Pin seiner Gesundheitskarte.

Pin? Hab ich nicht. Weiß ich. Mit Sicherheit. Vermutlich vor Jahren mal erhalten, keinen Sinn darin erkannt und weggeworfen.

Ich öffne meine „Mein AOK“ App und schau, ob ich was finde. Ich finde nichts. Ich logge mich auf der Webseite der AOK ein und finde auf Anhieb die notwendige Information. Es gibt einen Menüpunkt zum Beantragen einer PIN. Ich muss aber erst eine neue Gesundheitskarte bestellen, denn eine PIN kann nur einmal für eine Gesundheitskarte erzeugt werden. Was für ein Schwachsinn. Ich bekomme neues Plastik und muss altes Plastik entsorgen, damit ich später Papier zuverlässig sparen kann. Merkt jemand den Fehler?

Die Produktion und Zusendung der Gesundheitskarte dauert bis zu 21 Tage. Es heißt also erstmal: Warten.