Herr Tonne hat sich heute in einem Brief an alle Eltern gewandt. Neben der Lobhudelei der eigenen Coronapolitik hat er auch dazu aufgefordert ihm zu schreiben. Ich zitiere:
Gleichzeitig diskutieren wir gerade u. a. im Rahmen des Projekts „Bildung 2040“ auch über
Chancen, die sich aus dieser Krise für den Bildungsbereich ergeben können. Was lernen wir
aus dieser Zeit? Wie kann es sinnvoll weitergehen? Welche Schwerpunkte müssen und
wollen wir zukünftig setzen? Es ist mir wichtig, bei allen tagesaktuellen Herausforderungen
auch immer wieder den Kopf hochzunehmen und den Blick in die Zukunft zu richten, und ich
lade Sie herzlich ein, mir Ihre Ideen dazu mitzuteilen
Der Aufforderung möchte ich natürlich gerne nachkommen:
Sehr geehrter Herr Tonne,
gerne möchte ich Ihnen meine Wünsche und Hoffnung für die nächste Generation Schüler und damit für die Zukunft unseres Landes mitteilen. Schon vor Corona war ich der Meinung das in unserem Schulsystem eine Menge verkehrt läuft. Wichtiger als das Vermitteln von Wissen und das Fördern und erkennen von Talenten oder gar das Wecken von Interessen scheint mir das Messen und Verteidigen von Leistungen zu sein. Und das halte ich für einen grundlegenden Fehler.
Und selbst jetzt schafft es unser System nicht, fünfe gerade sein zu lassen. Statt die außerordentliche Situation zu nutzen und neue Wege auszuprobieren, steht im Kern allen Handelns die Frage: Wie kann man die Schüler benotet. Und in Sie fordern „kreative Ersatzleistungen“. Entschuldigung … was für ein Schwachsinn. Was sagt es über ein Kind aus, das ein Lapbook bastelt, in dem ein Thema zusammengefasst hat?
Aber ich will nicht heulen. Ich will mir was wünschen. Und ich wünsche mir eine Schule in der es nicht ab Tag 1 darum geht gute Noten zu schreiben damit die Mama sich freut, damit die Schulen nen guten Schnitt hat und damit der Kultusminister vor seinen Kollegen mit den besten PISA-Bewertungen angeben kann. Ich wünsche mir eine Schule in der es keine oder nur wenige Leistungskontrollen gibt. Ich wünsche mir eine Schule in der Lehrer:innen Zeit haben Wissen zu vermitteln, in der Lehrer:innen nicht damit beschäftigt sind Bürokratie zu betreiben damit die Benotungen unanfechtbar sind und bleiben. Ich wünsche mir eine Schule in dem Inhalte vermittelt werden und es auch okay ist, wenn ein Kind darauf keinen Bock hat. Und ich wünsche mir eine Schule in der die Kinder und nicht die Erwachsenen im Vordergrund stehen.
Und wenn dann noch Wünsche übrig sind, wünsche ich mir das Schulen nicht mehr durch Elternvereine gefördert werden müssen und Kuchenbasare abhalten müssen um mal etwas außer der Reihe finanzieren zu können. Wir sind so ein reiches Land. Das muss auch ohne Spenden und ohne Betteln gehen.
Vielen Dank für Ihre Neugier.
4. Sg1-f3 | b7 – b6