Es war Anfang der 90iger Jahre. Da hatte ich dann Bock Videos zu drehen. Ich weiß gar nicht mehr was mich dazu bracht. Hatte ich in der Schule eine Kamera in der Hand gehabt oder einfach extreme Langweile?
Ich ging zu unserem örtlichen Radio und Fernsehfritzen und konnte mir dort eine VHS-Kamera über das Wochenende ausleihen. Was das gekostet hat weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. Aber so richtig billig war das ganz bestimmt nicht. Ich bekam eine „richtige“ Kamera. Die war so groß das man die auf der Schulter ablegen konnte, und es passten eben echte VHS-Kassetten rein. Es gab natürlich schon viel kompaktere Geräte, aber ich vermute das man die VHS-Kamera verlieh, weil es ein Kassetten-Format war, das jeder weiternutzen konnte, den VHS hatte ja jeder zu Hause. Ich kann mich daran erinnern ne Menge Spass gehabt zu haben. Ich weiß aber auch noch das man sehr viel mit aufladen beschäftigt war. Die riesigen Akkupacks hielten nicht lange.
Das war auch nicht besser, mit der eigenen Videokamera die ich mir später kaufte. Dafür hatte ich ein kleines und ein großes Akku. Und beide waren nicht so schnell wieder aufgeladen wie das andere geleert war. Die verkackten Batterien waren auch unfassbar teuer und litten unter Memory-Effekt. So richtig hab ich das nie verstanden. Aber im Prinzip war es so, als wenn du ein Glaswasser hast, einen Schluck daraus nimmst und wieder auffüllst. Das Glas merkt sich die Menge Wasser, die du reingekippt hast und lässt nie wieder mehr als den einen Schluck ins Glas. Egal wie viel Wasser noch reinpassen würde. Bedeutet: zu oft zu früh geladen – Akku im Eimer.
Irgendwann kaufte ich mir für, wieder teures, Geld einen Prozessgesteuertes Ladegerät. Das konnte die Akkus zum Teil wiederbeleben, in dem es die Akkus immer wieder füllte und leerte. Muskeltraining sozusagen. Für das Ladegerät hätte ich mir sicher 2 neue Akkus kaufen können. Aber irgendwie wollte mir das nicht in den Sinn und der Effekt war dann auch nur so mäßig.
Videos drehen
Genauso wie das Vergnügen des Filmens. Filmen ist nämlich doof. Ich wollte ja nie filmen, um damit ins Kino zu kommen, sondern um bewegte Momente festzuhalten. Die meisten Leute haben sich aber total doof benommen, sobald man die Kamera in der Hand hatte. Die einen haben sich weggedreht, die anderen doof in die Kamera gewinkt. Auf Partys hatten alle Angst das man Sachen festhält, die besser keiner sehen sollte und so weiter.
Die Winker wollten aber auch immer gleich sehen wie toll diese gewunken haben. Man musste zurückspulen und das Bild abspielen lassen. Die Wegdreher wollten den Beweis das man diese nicht gefilmt hat. Sofort. Problem: Spulen und anschauen kostet viel Strom. Das Akku war also doppelt so schnell Platt und dann musste man an die Auflade. Wieder doof.
Videos anschauen
Ist mindestens genauso doof. Die meisten Szenen sind rotzlangweilig, der Ton so la la. Und meistens wenn jemand was sagt, sitzt die Person im Raum und ruft dazwischen: Bin ich das? Nein das doch nicht meine Stimme. Das ja ekelig. Lösch das! Das darf keiner jemals wieder hören.
Hat man die Person dann darauf hingewiesen das alle diese Stimme immer ertragen müssen …..
Videos schneiden und Videobearbeitung und Qualitätsverluste
Ich weiß nicht mehr, welches Kassetten-Format meine Videokamera hatte. Es waren auf jeden Fall kleine Kassetten die 30 oder 45 Minuten aufnehmen konnte. Und alles in Mono. Wozu auch Stereo. Zum „schneiden“ schloss ich die Kamera an den VHS-Recorder an, der einen Eingang über Cinch hatte. Am Recorder drückte ich dann Aufnahme+Pause. Auf der Videokamera dann den Anfang der Szene finden und abspielen. Gleichzeitig auf dem Videorekorder die Pausetaste drücken und laufen lassen bis die Szene zu Ende ist. Nicht den Einsatz verpassen. Hatte man alle relevanten und guten Szenen kopiert konnte man die „kleine“ Kassette wieder überspielen. Das war gut, weil die kleinen deutlich teurer als die VHS-Kassetten aus dem Aldi waren.
Hatte man so einen ganzen Film zusammen, sowas wie Weihnachten 1994 oder Klassenabschlussfeier dann wollte auch immer jemand eine Kopie davon haben. Dazu „leihte“ ich mir den VHS-Recoder meiner Eltern und überspielte so die Filme auf neue VHS-Kassetten.
Die Qualität wurde natürlich mit jeder Kopie schlechter und auch die Aufnahmen wurden schon schlechter dadurch das die Kassetten x-mal überspielt wurden.
Irgendwann kaufte ich mir dann ein Schnittboard. Da gab es mehrere Eingänge und die Möglichkeit zwischen den verschiedenen Eingängen hin und her zuschalten und Ton so wie Bild ein und auszufaden. Also langsam dunkel oder hell werden lassen. Außerdem konnte man eine extra Audiospur einspielen, so für Hintergrundmusik und so.
Das waren schon enormer Aufwand für Kindheitserinnerungen. Gut, das ich damals bei meinen Eltern wohnte und die Stromkosten nicht übernehmen musste. Auch nicht als ich eine Woche lang Videos für alle Klassenkameraden kopierte.
Irgendwann dann aufgehört
Es gab keinen direkten Auslöser. Die Kamera blieb einfach immer öfter im Schrank und wurde nicht mehr genutzt. Ich denke, es lag an der schlechten Qualität und an den Belanglosigkeiten. Sicherlich auch am Alter. Wenn man um die 20 ist, will man keine Erinnerungen schaffen. Und, wenn dann mal ein schnelles Foto. Aber doch kein Video. Und es war dann halt doch alles sehr kompliziert und umständlich. Es gab aber auch tolle Sachen. Wir haben die Kamera auf mein ferngesteuertes Auto gebunden und sind damit um die Häuser gefahren und haben Nachbarn erschreckt. Meine erste Drohne sozusagen. Wir hatten für die Schule Interviews gemacht. Im Dorf vorm Lebensmitteldiscounter Leute befragt. Mega witzig. Man hat uns da doch sehr ernst genommen. Legendär ist auch der Besuch im Phantasia-Land als wir die Wildwasserbahn lahm, legten.